Regionale Klimakonferenz ein voller Erfolg für Stormarn
Klimaschutz ist mehr als der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen. Es geht darüber hinaus um die langfristige Sicherung bezahlbarer Energiekosten und die Stärkung der regionalen Wirtschaft. Darüber waren sich die ca. 80 Teilnehmer der regionalen Klimakonferenz in Bad Oldesloe einig. Zum Weg, wie dieser Weg in eine energieeffiziente Zukunft mit Selbstversorgungsaussichten vor Ort aussehen könnte, gab es dagegen viele Fragen und viele Meinungen.Zu Beginn gab es ein dickes Lob für die gute Vernetzung und Unterstützung der Gemeinden und Städte im Kreis. Hier steht Stormarn einzigartig dar, wie auch der Gewinn der EnergieOlympiade Schleswig-Holstein zeigt. Mit einem Blumenstrauß gratulierten die „Bürger für Klimaschutz in Bargteheide“ dem Fachbereich Umwelt des Kreises.
auf dem Foto: Dr. Ruth Kastner aus Bargteheide gratuliert Isa Reher, Hans-Gerd Eissing (Fachbereichsleiter Umwelt ) und Prof. Dr. Gerold Rahmann (Vorsitzender des Umweltausschusses Stormarn
Wie soll der Weg ins Zeitalter der Erneuerbaren Energien hier aussehen? Welche Aufgaben müssen die regionalen Energienetze zukünftig erfüllen? Was können die vom Bund geförderten Klimaschutzkonzepte zu diesen und anderen Zukunftsfragen beitragen? Das waren die Fragen, auf die die Referenten einzelne Antworten bieten konnten und die für die Regionen gelöst werden müssen.
Einig war man sich dabei, dass die Weichenstellungen heute erfolgen müssen. Die Konzessionen für viele Energienetze laufen aus und vor Ort ist zu entscheiden, ob der Weg zu eigenen Stadtwerken sinnvoller wäre als eine Kooperation mit mehreren Partnern in einer Netzgesellschaft oder die Verlängerung von Verträgen. Dabei hat diese Entscheidung auch Einfluß darauf, was diese lokalen Energienetze in Zukunft aufnehmen und leisten können sollen.
Prof. Gerold Rahmann erinnerte an die Vorgabe auch der EU und der Bundesregierung, das Zeitalter der Erneuerbaren Energieversorgung bis 2020 eingeleitet zu haben. Dafür müssen die Weichen bereits jetzt gestellt werden.
Isa Reher , Kreis Stormarn, zeigte die Stormarner Situation bei erneuerbaren Energien und energetischer Gebäudesanierung und gab einen Ausblick zu interessanten Veranstaltungen und Projekten für Stormarn im nächsten Jahr, wie z.B. die Umwelthauptstadt 2011: Hamburg mit vielen Veranstaltungen, den Tag der erneuerbaren Energien am 30. April und Klimaschutzwettbewerbe für Schulen und Kindergärten.
Ulrich Buhl aus der Gemeinde Ratekau zeigte, wie es Ratekau gelingt, die Kosten für Energie und Wasser zu senken und mit einem integrierten Klimaschutzkonzept den bundesweiten Wettbewerb Klimaschutzkommune zu gewinnen.
Mit Spannung erwartet wurde der Vortrag von Martin Paproth "Biogas ohne Monokultur - ein Blick über die Grenze nach Dänemark". Wesentliches Credo war die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten dieser bakteriellen Vergärung, die eigentlich eine Verarbeitung auch von Reststoffen herausfordere. Bezüglich des Reizworts „Monokultur“ erinnerte er daran, dass wesentlich mehr Raps in Schleswig-Holstein angebaut wird als Mais. Rapsfelder werden aber als Werbeträger für Schleswig-Holstein gesehen, Maisfelder dagegen als Massenproblem. Er vertrat die These, dass der Widerstand gegen den Maisanbau eher ein psychologisches Problem sei, wegen der Höhe und tunnelartigen Wirkung der Pflanzen und der Begrenzung des Blickfelds.
Die Klimaschutzkonzepte von Bad Oldesloe und das der nordelbischen Kirche warteten mit vielen Details auf, was als Qualitätsmerkmal gewertet wurde. Die Konzepte müssen natürlich eine Einschätzung liefern, wo die Institution oder Stadt steht und wie realistische Zielsetzungen z.B. bei der Erzeugung erneuerbarer Energien aussehen könnten. Wichtig sind dann aber konkret umsetzbare Maßnahmen, mit denen sofort die Umsetzung begonnen werden kann. Die Bundesförderung von noch 60% für die Konzepterstellung ist bei solchen praktisch verwertbaren Konzepten eine gute Regionalförderung. Für die Umsetzung wird auf die Förderung des Klimaschutz-Managers mit 50% Bundesförderung für 3 Jahre hingewiesen.
Beim Thementisch 2 ging es darum, was die Energienetze der Zukunft leisten sollten. Frank Günther von den Versorgungsbetrieben Bordesholm stellte das Konzept für die Zukunftssicherung in Bordesholm vor: Bordesholm verfolgt das Ziel, bis 2020 nur noch erneuerbare Energien zu liefern, 100 % EE-Region zu werden. Davon hat Bordesholm schon 50% beim Strom erreicht. Mit dieser Strategie werden langfristig bezahlbare Energiepreise in Bordesholm gesichert und die Wertschöpfung in die Region geholt. Nach bundesweiten Berechnungen werden die fossilen Energieträger zwischen 2020 – 2030 teurer werden als die erneuerbaren. In Bordesholm steht mit dieser Strategie das Ziel langfristiger Sicherung bezahlbarer Energie im Vordergrund; im Gegensatz zu der vielleicht kurzfristig höheren Gewinnerzielung für den städtischen Haushalt, wenn man weniger oder nichts investierte.
„Intelligente Netze" mit Smart Grids und Super-Grids werden in Energiemodellregionen getestet. Diese Netze sollen zukünftig Angebot und Nachfrage über Preise so regulieren, dass in Zeiten hoher verfügbarer Strommengen z.B. aus Wind- und Sonnenstrom auch besonders viel Energie verbraucht wird. Diese Netze der Zukunft geben Nutzern und Einspeisern preisliche Anreize, im Netz immer genau so viel Strom zur Verfügung zu stellen, wie verbraucht wird und könnten damit die Notwendigkeit von Zwischenspeichern senken. Denkbar wäre also ein Haushalt der Zukunft, in dem eine Steuereinheit feststellt, dass der Strom gerade billig ist und Spül- und Waschmaschine anstellt, sowie das Elektroauto lädt.
Besonderen Zulauf fand der Thementisch zu den Energiequellen der Zukunft – Chancen und Grenzen erneuerbarer Energien. Wolfgang Bartolain stellte das ungeheure Potenzial für die Sonnenenergie-Nutzung auch in unserer Region vor und die vorbildlichen Bürgersolaranlagen in und um Bad Oldesloe.
Besonders viele Informationen wurden zu den Biogasanlagen geboten, um möglichst alle Aspekte dieser Energieerzeugung und der Landnutzung beleuchten zu können. Es kristallisierte sich heraus, dass auch an weiteren Standorten im Kreis über die Errichtung von Biogasanlagen gesprochen wird.
Niklas Ratzow von der Firme MT-Energie GmbH stellte die vorbildliche Wärmenutzung der Biogasanlage Blumendorf vor. Als Trend stellte er zukünftig weniger Kleinanlagen und stattdessen eher Groß-Anlagen zur Erzeugung von Biomethan in Aussicht.
Für jede Planung gilt dabei, dass eine Biogasanlage nur effizient betrieben werden kann mit einer vernünftigen Wärmenutzung, sonst geht die Hälfte der Energie verloren. Das kann wie in Blumendorf per Fernwärmeleitung in nahe Wohngebiete erfolgen oder aber genauso gut mit einer gesonderten Gasleitung zu z.B. gewerblichen Verbrauchern. Hier sind die Gemeinden gefordert, möglichst Anbieter und Nachfrager an einen Tisch zu bringen, um eine optimale Energienutzung vor Ort hinzubekommen. Für Bad Oldesloe haben sich so Wärmelieferungsverträge mit günstigen Konditionen und langen Laufzeiten ergeben, ein Vorteil für die Bürger.
Sinnvoll wäre außerdem eine Anlage, die nicht nur Mais und Gülle aus der näheren Umgebung verwertet, sondern einen Mix in den nachwachsenden Rohstoffen, z.B. mit Rüben und die Verwertung von – landwirtschaftlichen – Reststoffen.
Optimal wäre dann ein Gesamtkonzept, wie für die Gemeinde Krummesse, in dem die Bürger, wenn sie Wärmedämmung einbauen, die Wärme der geplanten Biogasanlage besonders günstig bekommen. Auf diesem Weg kommt man der Versorgung mit erneuerbaren Energien mit Vorteilen für alle schnell näher.
Für Stormarn besonders interessant ist eine ganz neue Wärmegewinnung aus dem Abwasser, das ja in den Haushalten vorher z.B. beim Duschen und Abwaschen erwärmt wurde. Michael Rosenthal vom AZV Südholstein stellte das Vorhaben aus der Gemeinde Heidgraben vor, bei dem ein Gemeindezentrum mit angeschlossenem Kindergarten, Schule und Turnhalle über eine Wärmepumpe mit Wärme aus 60 Metern eines Hauptsammlers der Abwasserleitung versorgt werden soll. Eine solche Wärmegewinnung läuft bereits in Hamburg für einen größeren Wohnblock.
Insgesamt ergibt sich für die erneuerbaren Energien in Stormarn ein Bild mit wenig Wachstum bei Windkraft, was sich aber beim Repowering der alten Anlagen ändern kann, mit einem begrenzten Wachstum bei Biogas in diesem relativ kleinen und dicht besiedelten Kreis, mit einem sehr großen Wachstumspotenzial bei Solarenergie und einem ungebrochenen Trend zu energetischer Gebäudesanierung.
Stormarn hat im letzten Jahr die höchste Fördersumme aller Kreise aus dem KfW-Mitteln bei „Wohnen“ erhalten: 90 Mio €, die zu einem Vielfachen an Investitionen im Kreis geführt haben. Das ist regionale Wirtschaftsförderung und führt zu weniger Abhängigkeit von Energieimporten.
Diese Veranstaltung ist gleichzeitig auch der Start einer Zusammenarbeit der AktivRegionen und des Kreises im Klimaschutz, um den neuen Herausforderungen besser gewachsen zu sein. Auf die vielfach geäußerte Nachfrage, ob eine solche Veranstaltung nicht noch einmal zu solchen Themen der Gemeinden und Städte angeboten werden könnte, konnte der Kreis sofort eine Zusage machen: Voraussichtlich am 1. Februar gibt es einen Workshop zum Energiemanagement in Zusammenarbeit mit der Energieagentur SH.
So vielfältig die Informationen waren, so komplex sind auch die Themen im Klimaschutz. Deshalb werden die Vorträge in Kürze im Internet verfügbar sein. Für Rückfragen erreichen Sie bis dahin Doris Lorenz vom klimabüro küstenpower unter Tel.:0431 / 9066132 oder 0431 / 8885447 oder Isa Reher beim Kreis Stormarn unter: 04531-160-637.