Stormarner Archive präsentieren sich auf dem Landesarchivtag
2000 Regalmeter historisch wertvoller Unterlagen und eine halbe Million Fotos17 Kommunalarchive befinden sich im Kreis Stormarn. Jede Stadt, jedes Amt und jede selbstständige Gemeinde hat ein eigenes Archiv. Das ist in Schleswig-Holstein so vorbildlich, dass das Landesarchiv und der Verband der schleswig-holsteinischen Kommunalarchivarinnen und –archivare die Stormarner Archive eingeladen haben, sich auf dem Landesarchivtag in Rendsburg vorzustellen.
Kreispräsidentin Christa Zeuke (auf dem Foto rechts) war deshalb bei der Eröffnung der Tagung im Juni besonders stolz: „Was von den haupt- und ehrenamtlichen Archivarinnen und Archivaren geleistet wird, ist beachtlich!“ Neben der Entscheidung, was für die Zukunft aufgehoben werden muss, werden die Archivalien in Datenbanken beschrieben, um sie später schnell wieder vorlegen zu können. Damit ist aber noch längst nicht alles getan!
Die Archive kümmern sich auch und Konservierung und Restaurierung der Unterlagen, veröffentlichen Bücher (wie die Stormarner Hefte oder das Stormarn Lexikon), machen Ausstellungen und helfen natürlich der Verwaltung, Vereinen, Verbänden und allen interessierten Bürgern, das Material zu finden, das gesucht wird. Die Kreispräsidentin lobte insbesondere die Geschichtsarbeit: „Als ehemalige Lehrerin freut es mich besonders, dass viel Wert auf die Vermittlung der Stormarner Geschichte gelegt wird.“ Immer wieder kommen Studentinnen und Studenten der Universität Hamburg als Praktikanten nach Stormarn, Geschichtsvereine und Arbeitskreise arbeiten eng mit den Archiven zusammen und das Kreisarchiv bildet neue Verwaltungsauszubildende im ersten Lehrjahr einen Monat aus.
Nach dem Grußwort der Kreispräsidentin stellte die Hamburger Historikerin Barbara Günther die Archivlandschaft Stormarn genauer vor. Sie hat als Archivarin des Kreisarchivs gearbeitet, kennt aber auch die Stormarner Archive als Forscherin und schilderte die Entwicklung insbesondere der letzten 20 Jahre. Das Stormarn heute eine gut vernetzte Archivlandschaft besitzt, ist eine Entwicklung, die bis in die 1930er Jahre zurückreicht. Damals wurden die ersten ehrenamtlichen Archivpfleger am Staatsarchiv Kiel ausgebildet. Walter Frahm aus Reinbek war der erste, es folgten z.B. Martin Wulf aus Großhansdorf oder Martin Clasen aus Reinfeld. Ende der 1980er Jahre setzte verstärkt ein Umbruch ein.
auf dem Bild rechts:
Tafel 1 der Begleitausstellung vom Kreisarchiv Stormarn.
Weitere Tafeln finden Sie im Fotoarchiv.
Nach den ehrenamtlichen Archivpflegern folgten hauptamtliche Mitarbeiter. Die Aufarbeitung der eigenen Geschichte begann und viele Ortschroniken entstanden. Heute arbeiten die Stormarner Archive v.a. an der viele Jahre vernachlässigten Erfassung der Bestände in Datenbanken.
Diese werden als Informationsplattformen im Internet immer wichtiger. Die alte Verwaltungsweisheit „Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt“ kann inzwischen umformuliert werden „Was nicht im Internet ist, ist nicht in der Welt“. Somit arbeiten die Archive wie Bibliotheken mit modernsten Mitteln, um freien Zugang zu Bildung zu ermöglichen.
Abschließend forderte Barbara Günther den weiteren Ausbau der Archive als Dienstleister für Verwaltung und Bürger: “Erst nachdem in die Stormarner Archive die Professionalität Einzug gehalten hat, konnten sie ihrer Aufgabe als Bewahrer der Rechtssicherheit und lebendige Forschungsstellen für die lokale und regionale Geschichte nachkommen.“ Der Erfolg bei zukünftigen Arbeitsfeldern wie der Umstellung der Verwaltung auf elektronische Aktenführung aber auch die Einstellung von Archivdatenbanken im Internet werden deshalb nur mit weiterhin gut ausgebildeten Archivarinnen und Archivaren möglich sein.
Begleitend zum Grußwort der Kreispräsidentin und zum Vortrag wurde eine Ausstellung auf der Tagung gezeigt. Die einzelnen Archive werden vorgestellt und besondere Projekte, wie der Geschichtspfad in Trittau, eine Schülerwerkstatt zum Thema „Wasser“ in Bad Oldesloe, die Verlegung von Stolpersteinen in Bargteheide und Reinbek oder eine Ahrensburger Ausstellung. Die Herstellung der Tafeln wurde von der Sparkassen-Kulturstiftung-Stormarn gefördert. In den kommenden Monaten soll sie durch Stormarn wandern und interessierte Bürger ermuntern, ihr Gemeinde-, Stadt- oder Amtsarchiv zu besuchen.
Der schleswig-holsteinische Archivtag beschäftigte sich dann in den kommenden zwei Tagen mit wichtigen Themen wie Digitalisierung und Onlinestellung von Archivgut, der Übernahme von Personenstandsunterlagen aus den Standesämtern oder Urheberrechten im Archiv bei privaten Unterlagen. Über 90 Teilnehmer aus Schleswig-Holstein und den angrenzenden Bundesländern diskutierten und tauschten viele Erfahrungen dabei aus.
Alle Ausstellungstafeln und Fotos vom Landesarchivtag finden Sie im Fotoarchiv.