29.08.2013

Energieeffizienz made in Stormarn begeistert Unternehmen

„Neue Wege in der Energieversorgung“ suchen immer mehr Unternehmen bei steigenden Kosten. Vorreiter wie Edeka in Großhansdorf oder Interspare aus Reinbek stellten in Bad Oldesloe Praxisbeispiele vor, mit denen der Energiebedarf entscheidend gesenkt wird – was die Unternehmer verschiedenster Branchen aus der Metropolregion Hamburg durchweg begeisterte. Besucher und Kooperationspartner dieser Initiative für das Gewerbe waren sich einig: Weiter so!

Eingeladen hatten der Kreis Stormarn, die IHK zu Lübeck, die Stadt Bad Oldesloe und die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn mbH zu einem regionalen Informationsaustausch beim Kreis Stormarn. Gekommen waren knapp 60 Vertreter/innen von mittelständischen Unternehmen aus Hamburg und Schleswig-Holstein, die besonders gespannt waren auf die ersten Erfahrungen mit den neuen Techniken und Bauweisen.

„Wir erleben nicht nur einen rasanten Ausbau der erneuerbaren Energien, sondern auch einen großen Fortschritt in der Energieversorgung im Gewerbe.“ so Landrat Klaus Plöger. „Das gilt übrigens auch für die Kreisverwaltung. Wo viel passiert, können wir alle von den ersten Erfahrungen lernen.

Das ist der Grund, warum unsere Klimaschutz-Managerinnen vom Kreis und der Stadt Bad Oldesloe die IHK und die WAS für eine Kooperation gewinnen konnten, mit der wir die Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe stärken und insgesamt mehr Energieeffizienz und Klimaschutz erreichen wollen.“

Landrat Klaus Plöger eröffnet die Kooperationsveranstaltung „Neue Wege in der Energieversorgung“ mit Unternehmern der Region
auf dem Foto: Landrat Klaus Plöger eröffnet die Kooperationsveranstaltung „Neue Wege in der Energieversorgung“ mit Unternehmern der Region

Auch Friederike C. Kühn, Präses der IHK zu Lübeck, sieht in einer Verbesserung der Energieeffizienz eine wesentliche Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Unternehmen. „In Schleswig-Holstein ist die Wirtschaft Vorreiter bei Energieeffizienz und Klimaschutz. Der Sektor Gewerbe, Handel und Dienstleistungen in Schleswig-Holstein hat einen Anteil von fast 50% an der Senkung des Energieverbrauchs im Land.

Die Industrie noch einmal 34 %. Bei der Reduzierung des Wärmeverbrauchs ergibt sich ein ähnliches Bild: 56% der Minderung fallen auf den Sektor Gewerbe, Handel und Dienstleistungen und 25% auf die Industrie. Das bedeutet, drei Viertel der erreichten Einsparungen im Land wurden in der Wirtschaft erzielt.“

Friederike C. Kühn, Präses der IHK zu Lübeck, begrüßt die Besucher
auf dem Foto: Friederike C. Kühn, Präses der IHK zu Lübeck, begrüßt die Besucher

Ein Gebäude mit Einzelhandel und Büroflächen ohne Heizung. Das ist eigentlich unvorstellbar. Aber genau ein solches Konzept mit einem Jahreszeiten-Latentwärmespeicher oder auch „Eisspeicher“ stellte Thilo Wierzock vor, Leiter der Bauabteilung EDEKA Handelsgesellschaft Nord mbH.

Der Einzelhandel verbraucht die meiste Energie im Jahr für die Kühlung in den verschiedenen Kühlzonen. Das macht bis zu 60% der Primärenergie aus und ist fast ausschließlich über Strom zu decken. Die Kühlregale und –schränke werden zwar energieeffizienter, der Bedarf an gekühlten Waren wird allerdings nicht weniger.

Die Kühlung erzeugt immer Abwärme und genau diese Abwärme wird im Konzept des Edeka-Marktes in Großhansdorf intelligent genutzt und zwar mit dem „Eisspeicher“ über die Jahreszeiten mit ihren verschiedenen Heiz-bedarfen hinweg. Ist der Speicher zum Winter aufgeladen, kann das System mit Niedertemperaturwärme über Fußbodenheizungen monatelang das Gebäude „heizen“.

Der Betriebsbeginn im November 2012 hat natürlich keinen aufgeladenen Speicher zum Winterbeginn bescheren können, weshalb die Werte aus dem ersten Winterbetrieb noch nicht repräsentativ sind.

Aber die ersten Erfahrungen zeigen lt. Thilo Wierzock, dass dieses fließende Austauschsystem zuverlässig funktioniert und nur kleine Korrekturen gegenüber der Planung notwendig werden. Viel Beifall und interessierte Nachfragen zu diesem Vortrag gipfelten im Vorschlag, die Ergebnisse in einem Jahr kennenzulernen.

Dirk Polchow, Geschäftsführer der Reinbeker INTERSPARE GmbH stellte das neue Verwaltungsgebäude des mittelständischen Unternehmens in Passivbauweise vor: Einen Kubus mit 4 Stockwerken und 1.200 m² Bruttogeschossfläche.

Gespannt waren viele darauf, wie es sich in einem solchen Passivhaus arbeitet. Dirk Polchow konnte bestätigen, dass es im Vorfeld viele Vorurteile gab. Aber alle haben sich in der Praxis dann grundlos erwiesen. Im Gegenteil meinen viele Mitarbeiter/innen mittlerweile, dass sie mit dem besseren Raumklima (gute Sauerstoffversorgung durch die kontrollierte Be- und Entlüftung) kreativer und besser arbeiten könnten.

Aus Kostensicht ist das Passivhaus für ein Unternehmen ein hundertprozentiger Gewinn. Die zusätzlichen Baukosten sind überschaubar und dafür gibt es besonders zinsgünstige Darlehen. Realisiert wurden Baukosten von 1.000 € pro m² inkl. Außenanlagen. Dagegen sind die Betriebskosten viel niedriger und bleiben kalkulierbar: 1 € pro m² Fläche an Gasverbrauch pro Jahr.

Für technisch tiefergehende Fragen z.B. zur Be- und Entlüftung stand auch der Architekt zur Verfügung, Herr Blohm von der Firma Passivbau.

Ein Beitrag zur Energieeffizienz können auch kleine BHKWs mit gleichzeitiger Wärme- und Stromerzeugung sein. Sie sind im Hotel- und Gaststättengewerbe geradezu ein Renner, lt. IHK-Präses. Manfred Priebsch von der Vereinigte Stadtwerke GmbH stellte mögliche Einsatzvarianten und Jahresbilanzen für Verwaltungsgebäude vor, die in fast jeder Firma vorkommen.

Läuft so ein BHKW das ganze Jahr mit Grundlast durch, rentiert sich die Anschaffung schon durch die Nutzung von Strom und Wärme aus demselben Energieträger, der vorher nur Heizwärme bereit gestellt hatte. Neben dem BHKW wird normalerweise immer ein „Spitzenkessel“ für die Heizleistung an besonders kalten Tagen bleiben, denn ein BHKW wird grundsätzlich für durchgehende Grundlast ausgelegt.

Firmen, die diese effiziente Technik nutzen wollen, aber nicht selbst investieren können, haben auch die Möglichkeit, das im Contracting zu realisieren.

Prof. Dr. Michael von Hauff machte dann einen Sprung über die einzelbetriebliche Sicht hinaus: Die Beispiele für Zusammenarbeit im Gewerbegebiet und eine vernetzte Energieversorgung sind eine wichtige Zukunftsoption in der Region.

Die Beispiele Liesing, Neue Neckarwiesen und Energielandschaft Moorbach zeigen, dass erneuerbare Energien genauso eine wichtige Rolle dabei spielen wie Abwärme- oder Kältenutzung und gemeinsame Energieversorgungskonzepte. Auch Stormarn setzt auf solche Kooperationen. Der Kreis und die WAS haben bereits vor 10 Jahren erste Erfahrungen in einem Gewerbegebiet in Reinfeld gesammelt.

Es gibt viele Fördermittel für Energieeffizienz im Unternehmen. Die Einstiegsförderung der KfW von 80% für die Initialberatung und 60% für die Detailberatung durch einen Sachverständigen wickelt die IHK ab. Wie einfach die Antragstellung ist und welche Mittel es wofür gibt, stellte Kathrin Ostertag, Referentin der IHK zu Lübeck vor. Pilotprojekte können darüber hinaus eine besondere Förderung des Bundes bekommen.

Isa Reher, Klimaschutz-Managerin beim Kreis Stormarn, ergänzte die Bundesförderung für die Entwicklung „klimafreundlicher Gewerbeparks“ mit 50% Förderquote und der Möglichkeit, einen mit 65% geförderten Klimaschutzmanager zur Umsetzungsbegleitung für max. 4 Jahre einzustellen. Der nächste Förderzeitraum dafür liegt 2014 und wird, wenn es keine Änderung gegenüber diesem Jahr gibt, schon am 31.3. enden.

Besucher und Kooperationspartner Kreis, IHK, Stadt und WAS zogen eine positive Bilanz dieser Initiative für Unternehmen der Region und wollen auf jeden Fall weitermachen.

Die Vorträge finden Sie hier.