Großes Interesse an Veranstaltung über kindliche Sexualität
„Die im Rahmen der Stormarner Kindertage 2013 stattgefundene Veranstaltung ‚Zwischen Doktorspiel und Grenzverletzung – Anregungen zum Umgang mit kindlicher Sexualität’ war ein großer Erfolg“, bilanziert Günther Frank von der AIDS- und Sexualberatung, Fachdienst Gesundheit, Kreis Stormarn. „Das Vorbereitungsteam aus den Arbeitskreisen gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen plant daher für das kommende Jahr ähnliche Veranstaltungen auf regionaler Ebene.“Über 50 Erzieher_innen befassten sich im Schloss Reinbek mit den Themen „Sexualität bei Kindern“ und „sexualisierte Übergriffe auf Kinder“. Schwerpunktmäßig ging es um einen klareren Blick auf die vielfältigen Ausdrucksformen kindlicher Sexualität.
Günther Frank und die pro familia-Mitarbeiterin Iris Löblein berichteten in ihrem Vortrag „Kinder haben Rechte – auch auf Sexualität?!“, dass Kinder von Geburt an, und auch schon vorgeburtlich, sexuell genussfähige Menschen sind, die sehr vielfältige Formen von Zärtlichkeit und Sexualität ausprobieren und leben. Der Blick Erwachsener auf die sexuellen Aktionen und Spiele von Kindern sei häufig, nicht zuletzt wegen der vielen Debatten um sexualisierte Gewalt an Kindern, von einer gewissen Sorge geprägt.
Die Fachleute stellten klar: „Kinder, die von Anfang an als zu respektierende Persönlichkeiten mit dem Recht auf eigene Lust behandelt werden, die lernen, dass sie das Recht haben, ihren Körper so zu berühren, wie es für sie angenehm ist, und dass andere etwa gleich alte Kinder das nur dürfen, wenn jene es wollen, sind in ihrer Psyche mit einem guten Selbstbewusstsein ausgestattet und haben damit einen hohen Schutz vor Übergriffen, da sie nicht dazu neigen, die Opfer-Rolle anzunehmen.“
„Kinder, die die Möglichkeit haben, ihre Sexualität mit etwa gleich alten Kindern auszuleben, lernen von Anfang an, dass sexuelle Begegnungen von Freiwilligkeit und gegenseitigem Einverständnis und Respekt geprägt sein sollten. Kommen sie in eine Situation, in der ein Kind oder ein älterer Mensch etwas mit ihnen tut, was ihnen nicht gefällt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass sie dies artikulieren und so sexualisierte Übergriffe schon in der Anbahnung gestoppt werden. Ein derart gestärktes und selbstbewusstes Kind wird höchstwahrscheinlich unangenehme Erlebnisse einer Vertrauensperson erzählen, um sich helfen zu lassen.“
Im anschließenden Workshop „Dürfen die das? Umgang mit kindlicher Sexualität in unserer Einrichtung“ vertieften die Referent_innen die im Vortrag entfalteten Ideen und ergänzten sie um Beispiele aus der Praxis.
Den „Stormarner Leitfaden bei Verdacht auf sexuelle Gewalt an Kindern oder Jugendlichen“ stellten Claudia Rönsch-Marcinek und Eva Podgurski, beide vom Jugendamt Stormarn, Heike Helbig vom Deutschen Kinderschutzbund Stormarn e.V., Irmela Reynders von der Ev. Beratungsstelle Stormarn sowie Regina Skibowski von der Südstormarner Vereinigung für Sozialarbeit in zwei weiteren Workshops mit dem Titel „Und jetzt? Was tun bei einem Verdacht auf sexualisierte Gewalt?“ vor. Er wurde auch anhand von Beispielen in seiner Praxistauglichkeit veranschaulicht.
Die Veranstaltung wurde von einem multiprofessionellen Team aus verschiedenen Beratungsstellen im Kreis vorbereitet. Die Fachleute aus den Arbeitskreisen in Reinbek (Südkreis), Bargteheide (Mittelkreis) und Bad Oldesloe (Nordkreis) arbeiten seit über 20 Jahren im Kreis Stormarn zum Thema sexualisierter Gewalt an Kindern.
Der „Leitfaden bei Verdacht auf sexuelle Gewalt an Kindern oder Jugendlichen“ kann auf der Internetseite des Kreises Stormarn heruntergeladen werden.
Kontakt und Infos:
Die Arbeitskreise gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen sind offen für neue Teilnehmer_innen. Für die Termine können sich Interessierte wenden an:
AK in Reinbek (Region Südstormarn): Regina Skibowski, Tel. 040 - 72 73 84 50
AK in Bargteheide (Region Mittelstormarn): Heike Helbig, Tel. 0 45 32 - 51 70
AK in Bad Oldesloe (Region Nordstormarn): Irmela Reynders, Tel. 0 45 31 – 8 64 37
Kindertagesstätten können sich bei Fragen zur kindlichen Sexualität wenden an:
Iris Löblein, pro familia Ahrensburg,
Tel. 0 41 02 – 3 29 66
Günther Frank, AIDS- und Sexualberatung, Fachdienst Gesundheit, Kreis Stormarn,
Tel. 0 45 31 - 160 14 94