Bildvortrag Reinfeld schwarzweiß am 25. Februar
Bildvortrag aus dem Nachlass des Fotojournalisten Raimund MarfelsDie Volkshochschule Reinfeld veranstaltet mit Unterstützung des Heimatmuseums Reinfeld und in Kooperation mit dem Kreisarchiv Stormarn am 25. Februar 2014 um 19 Uhr in der Alten Schule, Matthias-Claudius-Straße 29, einen Bildvortrag der Historikerin Dr. Karin Gröwer zur Entwicklung der Karpfenstadt nach dem Zweiten Weltkrieg.
Er ist Bestandteil der Vortragsreihe "Stormarn schwarzweiß. 1949-1989. Städte, Ämter und Gemeinden im Blick des Fotojournalisten Raimund Marfels", die an elf Orten im Kreis ausgewählte Einblicke in das Schaffen des Fotografen gewährt.
Raimund Marfels (1917-1990) wurde in Berlin geboren und durchlief eine Ausbildung zum kaufmännischen Angestellten. Schon in der Kindheit entdeckte er seine Liebe zur Fotografie. Sein gutbürgerliches Elternhaus ermöglichte ihm sehr früh den Besitz einer eigenen Kamera.
Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte Marfels seinem Bruder nach Stormarn, wo er schnell Kontakte zur regionalen Presse knüpfen konnte. Aus dem Hobby wurde sein Beruf: Über 40 Jahre hinweg fotografierte und schrieb er für die Regionalredaktion der Lübecker Nachrichten in Bad Oldesloe.
Nach anfänglichen Kleinbildaufnahmen wechselte er in den frühen 1950er Jahren zu einer Rolleiflex-Kamera, der er bis zu seinem Lebensende treu blieb. Damit wurden Schwarzweiß-Fotografien im Format 6x6 zu seinem Markenzeichen.
Als rasender Reporter dokumentierte Marfels Ereignisse und Veränderungen in allen Orten im Kreisgebiet – Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Infrastruktur, Natur, Kultur und Gesellschaft.
Rund 3.200 seiner Aufnahmen stammen allein aus Reinfeld.
Sie zeigen die wachsende Stadt: von den Behelfsheim-Baracken der Nachkriegszeit über den Wohnungsbau an Herrenhusen, Weinberg und in der Siedlung Gartenstadt bis zur Hochhaus-Wohnanlage am Neuhöfer Teich.
In den 1950er/60er Jahren verlegten Baukolonnen Wasserleitungen und Kanalisationsrohre und tauschten das Kopfsteinpflaster gegen Schwarzteerdecken aus.
Wasserwerk und Klärwerk entstanden. Die Paul-von-Schoenaich-Straße wurde ausgebaut, der Kirchsteig befestigt.
Das alte Teichquartier am Herrenteich musste der Moderne weichen, der Abrissbirne fiel ebenfalls das beliebte Hotel Stadt Hamburg zum Opfer.
Heute ist auch die markante Silhouette der Claudius-Mühle, ein wichtiger Gewerbestandort am Ufer des Herrenteichs, Vergangenheit.
Vielen Reinfeldern ist sicher auch noch die Strumpffabrik in Erinnerung - mit der Strumpfmarke OPAL und den von dem Unternehmen ausgerichteten Wahlen zur Schönheitskönigin Miss Germany.
In den Gebäuden der Meiereigenossenschaft produzierte später die Firma Duräumat Stalleinrichtungen.
Und "Kropps rollender Laden" brachte in Reinfeld und Umgebung Waren des täglichen Bedarfs vor die Haustür.
Raimund Marfels dokumentierte die Entwicklung der Schulen, Sportveranstaltungen, das fröhliche Treiben rund um die Badeanstalt am Herrenteich, die 1962 im Zuge der Renovierung leer geräumte Matthias-Claudius-Kirche.
Die grandios ausgestalteten Karpfenfeste der 1950er/60er Jahre, das Kindervogelschießen und die Schützenfeste berichten von der Vielfalt der Vereine und des geselligen Lebens.
Und immer im Fokus standen natürlich die zahlreichen, das Stadtbild prägenden Teiche mit der intensiven Fischwirtschaft. Ihre landschaftlichen Reize boten Marfels zu jeder Jahreszeit zauberhafte Fotomotive.
Kurz vor seinem Tod übergab Raimund Marfels den Bestand von 48.000 Negativen dem Kreisarchiv Stormarn. Dank der finanziellen Unterstützung der Jürgen-Wessel-Stiftung aus Lübeck konnten von 2011 bis 2013 die Aufnahmen bei den Elbe-Werkstätten in Hamburg digitalisiert und durch die Historikerinnen Dr. Karin Gröwer und Barbara Günther inhaltlich erschlossen werden. Jetzt sind sie für alle Interessierten online unter www.kreisarchiv-stormarn.findbuch.net zugänglich.