Bildvortrag Bad Oldesloe schwarzweiß am 27. Februar
Bildvortrag aus dem Nachlass des Fotojournalisten Raimund MarfelsDie Stadtbibliothek Bad Oldesloe präsentiert in Kooperation dem Kreisarchiv Stormarn die Entwicklung der Travestadt nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Bildvortrag der Historikerin Dr. Karin Gröwer findet am 27. Februar 2014 um 19.30 Uhr in der Aula der Theodor-Mommsen-Schule, Hamburger Straße 42 in Bad Oldesloe, statt.
Achtung Raumänderung!!
Aufgrund der großen Nachfrage wird der Vortrag in die Aula der Theodor-Mommsen-Schule (TMS) verlegt!
Die Aula der TMS liegt im 2. Obergeschoss und ist nur über die Treppe erreichbar.
Mit ihm endet die Vortragsreihe "Stormarn schwarzweiß. 1949-1989. Städte, Ämter und Gemeinden im Blick des Fotojournalisten Raimund Marfels", die an elf Orten im Kreis ausgewählte Einblicke in das Schaffen des Fotografen gewährte.
Raimund Marfels (1917-1990) wurde in Berlin geboren und durchlief eine Ausbildung zum kaufmännischen Angestellten. Schon in der Kindheit entdeckte er seine Liebe zur Fotografie. Sein gutbürgerliches Elternhaus ermöglichte ihm sehr früh den Besitz einer eigenen Kamera.
Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte Marfels seinem Bruder nach Stormarn, wo er schnell Kontakte zur regionalen Presse knüpfen konnte. Aus dem Hobby wurde sein Beruf: Über 40 Jahre hinweg fotografierte und schrieb er für die Regionalredaktion der Lübecker Nachrichten in Bad Oldesloe.
Nach anfänglichen Kleinbildaufnahmen wechselte er in den frühen 1950er Jahren zu einer Rolleiflex-Kamera, der er bis zu seinem Lebensende treu blieb. Damit wurden Schwarzweiß-Fotografien im Format 6x6 zu seinem Markenzeichen.
Als rasender Reporter dokumentierte Marfels Ereignisse und Veränderungen in allen Orten im Kreisgebiet – Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Infrastruktur, Natur, Kultur und Gesellschaft.
Verwaltungsstandort, Verkehrsknotenpunkt, Schulzentrum - dies sind nur einige Facetten, die Marfels in der Travestadt abgelichtet hat. Verwaltung und Politik auf Stadtebene hat er ebenso intensiv verfolgt wie das Wachsen der Kreisverwaltung.
An Marfels' Fotografien lässt sich hervorragend nachvollziehen, wie sich das historische Gefüge der Kleinstadt an Trave und Beste mit ihren verwinkelten Gassen, der kleinteiligen Bebauung und den ländlichen Randgebieten innerhalb weniger Jahrzehnte veränderte.
Moderne Bauprojekte, die auf überzogenen Wachstumsprognosen des Gemeinsamen Landesplanungsrates Hamburg/Schleswig-Holstein beruhten, schufen Wohnungen für Flüchtlinge, Vertriebene, Familien und Senioren.
Am Stadtrand wuchsen wie am Stoltenrieden und am Schanzenbarg neue Siedlungen mit reißbrettartiger Struktur, Wohnblocks und Hochhäusern empor. Parallel dazu hielt Marfels das Verschwinden der alten Fachwerkbauten und Gründerzeithäuser im Bild fest.
Auch die Verkehrsverhältnisse wurden dem erwarteten Bevölkerungswachstum angepasst: Zunächst baute man die schmalen Pflasterstraßen autogerecht aus. Dann zerschnitt in den 1970er Jahren der Bau der "Nordtangente" Bürgerpark und Exer, ein Herzstück der alten Stadt.
Die Flussläufe von Trave und Beste, die sich durchs Stadtbild schlängeln, wurden reguliert und ausgebaut. Die Folgen der Hochwasser sind auf Marfels' Fotografien ebenfalls zu besichtigen.
Sein Stadtpanorama spannt den Bogen vom alten Gaswerk an der Lübecker Straße, dem Wasserwerk, dem Bau des Zentralklärwerks über die Klinik am Kurpark und das Kreiskrankenhaus bis zu dem wechselnden Gesicht des Bahnhofs mit den Bahntrassen nach Hamburg und Lübeck, nach Bad Segeberg und Elmshorn, aber auch verschiedensten Industriegleisen.
Er war bei kirchlichen Veranstaltungen zugegen, bei Grundsteinlegungen, Richtfesten und Einweihungen, bei Neubauten und Erweiterungen von Kindergärten und Schulen.
Ein weiterer Schwerpunkt seiner fotografischen Tätigkeit bildet das breite wirtschaftliche Spektrum der Kreisstadt ab: Einzelhandelsgeschäfte im Stadtkern wie Delikatessen Peters, das Kaufhaus Nickel, die prägnanten Gebäuden der Ströhschen Mühlenwerke, die Büromöbelfabrik Kayser & Wex, große Arbeitgeber wie die HAKO-Werke, der Spirituosenhersteller August Ernst und viele mehr.
Ebenso registrierte er das Kommen und Gehen von Firmen wie der Lythall Maschinenfabrik, der Glaxo GmbH, dem Fleischimportbetrieb Jahncke & Co., der Schaumstofffabrik Veenendaal & Co in den Gewerbegebieten.
Marfels besuchte Veranstaltungen der Handwerkerinnungen, des Bauernverbands, der Landsmannschaften, des Reichsbunds, der Wohlfahrtsverbände. Bei Jubiläen, Einsätzen und Übungen von Polizei und Feuerwehr war er vor Ort.
Nicht zu kurz kamen natürlich die zahlreichen kulturellen und sportlichen Veranstaltungen in Bad Oldesloe: Sängerfeste, Karnevalsfeste, Operettendarbietungen des Städtischen Musikkreises auf der Naturbühne, Theateraufführungen der Oldesloer Bühne, Schwimmwettkämpfe, Turnfeste, der Badespaß am Poggensee und die legendären Motorsport-Rennen auf dem Travering.
Und stets begleitete er mit seiner Kamera das jährliche Kindervogelschießen und die Umzüge der Bürgerschützengilde. Unter den rund 13.200 Aufnahmen aus Bad Oldesloe lassen sich beeindruckende Bildkompositionen ebenso finden wie überraschende Schnappschüsse.
Kurz vor seinem Tod übergab Raimund Marfels den Bestand von 48.000 Negativen dem Kreisarchiv Stormarn. Dank der finanziellen Unterstützung der Jürgen-Wessel-Stiftung aus Lübeck konnten von 2011 bis 2013 die Aufnahmen bei den Elbe-Werkstätten in Hamburg digitalisiert und durch die Historikerinnen Dr. Karin Gröwer und Barbara Günther inhaltlich erschlossen werden. Jetzt sind sie für alle Interessierten online unter www.kreisarchiv-stormarn.findbuch.net zugänglich.