Schon mal 10.000 Fotofilme verpackt? oder Wie werde ich Archivar?
Zwei Studenten helfen im Kreisarchiv Stormarn mitWie genau sieht eigentlich der Alltag eines Archivars aus? Ist er den ganzen Tag im Keller und sortiert Akten? So jedenfalls ein geläufiges Klischee über den Beruf.
Zwei Geschichtsstudenten aus Hamburg und Freiburg wollten genau wissen, wie Archivare arbeiten, und ob sie sich eine solche Tätigkeit selbst beruflich vorstellen können.
Der Hamburger Geschichtsstudent Jan Kühne hatte zuvor bereits im Staatsarchiv in Hamburg gearbeitet. Die Freiburger Geschichtsstudentin Judith Bruskowski ging mit wenigen Vorkenntnissen in das Praktikum.
auf dem Foto: Die Freiburger Geschichtsstudentin Judith Bruskowski und der Hamburger Geschichtsstudent Jan Kühne beim Praktikum im Kreisarchiv Stormarn
Die erste Überraschung: Entgegen der geläufigen Vorstellungen findet ein Großteil der Archivarbeit nicht im Keller, sondern in hellen Büroräumen statt. Archivgut wird nach oben in die Büros geholt und dort bearbeitet.
Jan Kühne erfasste Plakate von Wahlen, Kunstausstellungen, Kinofilmen oder Konzerten Stormarns in einer Liste, um später einen leichten Zugriff zu haben. Judith Bruskowski bearbeitete Bauakten in der Archivdatenbank. Diese sollen später digitalisiert werden.
Bevor jedoch im Archiv mit der Durchsicht von Unterlagen begonnen wird, müssen diese zunächst verpackt werden, um sie vor Zerfall zu schützen. Für die Studenten war die Arbeit mit Originalquellen spannend. Im Studium greift man doch zumeist auf Bücher zurück. Anschließend wurden mehrere Tausend Negativfilme verpackt, die im Frühjahr beim Stormarner Tageblatt abgeholt worden waren.
An all diesen Arbeitsschritten konnten die Praktikanten teilnehmen und hierdurch ein Gespür für notwendige Handgriffe im Archiv entwickeln.
Neben der internen Arbeit für die Kreisverwaltung beschäftigt sich das Kreisarchiv Stormarn auch mit der Bereitstellung von Informationen.
Zur Zeit laufen im Kreisarchiv die Vorbereitungen für das Stormarn Lexikon Online. 2003 war das Buch erschienen. Zum 150-jährigen Kreisjubiläum 2017 sollen die Informationen frei im Internet zu finden sein.
Auch hier halfen die beiden Praktikanten mit. Sie recherchierten zu Bürgermeistern, Denkmälern, Künstlern und kulturellen Veranstaltungen und nahmen diese in eine Vorschlagsliste auf. Die Projekte schärften den Blick der Studenten für wichtige Informationen und wie diese in knapper Form zusammengefasst werden.
Kreisarchivar Stefan Watzlawzik war nicht allein an einer praktischen Einführung in seine Arbeitswelt interessiert. Er organisierte Termine in anderen Archiven, um einen umfassenden Einblick in den Beruf zu ermöglichen. Das Niedersächsische Landesarchiv in Stade sowie das Stadtarchiv in Lübeck wurden besichtigt.
Die Praktikumszeit verging dank der vielfältigen Aufgaben sehr schnell und Jan Kühne wie Judith Bruskowski können mit vielen neuen Eindrücken ihr Geschichtsstudium wieder aufnehmen. Beide ziehen in ihren Abschlussberichten ein positives Resümee über ihre Zeit im Kreisarchiv und sind sehr glücklich über die Möglichkeit, praktische Erfahrungen zur beruflichen Orientierung zu sammeln.