Serie ‚Revolution ins Digitale‘ - Teil 8: Kreisarchiv digitalisiert politische Dokumente
Stormarns kulturelles Erbe. Eine Serie darüber, was das Kreisarchiv online zugänglich macht. Heute: Die Protokolle aus dem Kreistag.
Worüber hat der Kreistag in den vergangenen Jahrzehnten debattiert? Welche Entscheidungen wurden getroffen und warum? Und vor allem, welche Auswirkungen haben diese auf die Gegenwart? All diese Informationen können den Protokollen aus dem Kreistag sowie aus den Fachausschüssen entnommen werden. Die Unterlagen hat das Kreisarchiv Stormarn nun in digitalen Versionen auf einer kreisinternen Datenbank zugänglich gemacht. „Damit machen wir endlich transparent, was der Kreistag in den letzten 70 Jahren für Stormarn getan hat. Vielen ist gar nicht bewusst, wo der Kreis überall mitwirkt, egal ob bei Arbeitsplätzen, Verkehr, Strom, Wasser, Sparkasse, Schulen, Sportanlagen, Jugendarbeit und vielem mehr“, sagt Kreisarchivar Stefan Watzlawzik. Insgesamt lagern mehrere tausend Protokolle mit zehntausenden Seiten in dem Kellermagazin des Archivs.
Drei Archive aus Norddeutschland haben in diesem Jahr gemeinsam einen Antrag beim Kultusministerium Schleswig-Holstein eingereicht, um Geld für den Erhalt von Kulturgut zu bekommen. Das Minsterium hat den Archiven in Stormarn, Nordfriesland und Lauenburg jeweils 30.000 € zur Verfügung gestellt.
Sie haben eine große Menge an politischen Unterlagen in ihren Beständen. 28 Regalmeter, die Maßeinheit in Archiven, wenn man Blatt auf Blatt aufeinander stapeln würde. Doch wegen der sauren Leimung zerfällt das Papier schneller. Auch die schlechte Qualität des Papiers, besonders in den 1940er- und 1950er-Jahren, trägt zum schnelleren Zerfall bei. Lange Zeit wurden die Protokolle in den zuständigen Behörden gelagert – und das bedauerlicherweise nicht sehr pfleglich. Um die Unterlagen weiterhin zu erhalten und vor Schäden durchs Nutzen zu vermeiden, sind digitale Versionen von ihnen unerlässlich. Besonders in diesem sowie im folgenden Jahr werden die Protokolle auch voraussichtlich noch stärker genutzt werden, denn das 150. Jubiläum der schleswig-holsteinischen Kreise steht 2017 an.
Die Unterlagen des Kreistages sind enorm wichtig dafür, nachzuvollziehen zu können, auf welcher Grundlage politische Entscheidungen getroffen wurden. Daher sind sie interessant für Wissenschaftler aber auch für die Öffentlichkeit. Denn sie dokumentieren beispielsweise die Gründung von Kreisunternehmen, wie der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn, der Abfallwirtschaft Südholstein und dem Jugendaufbauwerk. Auch der Bau von öffentlichen Gebäuden wie Schulen oder der Müllverbrennungsanlage Stapelfeld können durch die Protokolle nachvollzogen werden. Und auch die Entwicklung von Bürgerprotesten kann in den Protokollen nachgelesen werden. 1989 versuchten das Kultusministerium Schleswig-Holstein, die Stadt Bargteheide und Kommunalpolitiker das Gymnasium Eckhorst zu verkleinern und die Oberstufe ins Kreisgymnasium (heute Koperikus-Gymnasium) zu verlagern. Es stand die Umwandlung in eine Gesamtschule zur Diskussion. Dagegen formierte sich massiver Widerstand bei den Lehrern, Schülern und Eltern, der einen öffentlichen Protestzug zum Rathaus am 28.09.1990 auslöste.
Zu den Hintergründen: Die drei Kreisarchive aus Schleswig-Holstein haben sich auf einer Sitzung im Frühjahr 2015 in Itzehoe darauf verständigt, ältere Protokolle aus den Jahren bis 1970 zu digitalisieren.
Die Kreistagsprotokolle Stormarn und weitere Unterlagen der Verwaltung sind online unter www.kreisarchiv-stormarn.findbuch.net anzusehen. Die Protokolle, in denen Angaben zu privaten, noch lebenden Personen enthalten sind, können aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.