05.07.2021

Kreisarchiv Stormarn: Material wird auf Datenschutz hin überprüft

Im Kreisarchiv Stormarn kommen rund 300.000 digitalisierte Archivalien auf den Prüfstand. Untersucht wird, ob sie bei einer Veröffentlichung die geltenden Datenschutzvorschriften erfüllen. Auslöser ist ein Fall, bei dem zu viele persönliche Informationen im Internet zugänglich waren.

Wer Forschungsbedarf belegen kann, bekommt über einen digitalen Antrag und ein Passwort dennoch begrenzten Zugriff auf Dateien.

Im Kreisarchiv Stormarn tragen derzeit nicht nur die Nutzer, sondern auch viele Artikel eine Maske: Sie verbergen Namen und private Informationen, die aus Gründen des Datenschutzes nicht frei im Internet einsehbar sein dürfen.

„Archive stehen in dem Spannungsfeld zwischen Forschungsfreiheit und Datenschutz“, erläutert Stormarns Kreisarchivar Stefan Watzlawzik. Aufgabe der Archive sei es, Unterlagen mit langfristiger Bedeutung zu sichern und sie den Bürgern für Fragen, Recherchen und Forschungsbedarf zur Verfügung zu stellen.

Nachdem aufgefallen sei, dass in einem Fall Forschungsfreiheit und Datenschutz im Konflikt lagen, wurde zunächst entschieden, nicht weiter Informationen pauschal online zu stellen, die problematisch werden könnten. „Deshalb gibt es auf viele Materialien aktuell keinen freien Zugriff“, erklärt Watzlawzik, „sie sind maskiert und werden geprüft.“

Schranke verhindert direkten Zugriff

Betroffen von der Fragestellung sind alle Texte, Fotos und weiteren Aufzeichnungen zu lebenden Personen, es sei denn, es handelt sich dabei um Personen des öffentlichen Lebens. „Wenn es um Privatpersonen geht, muss vor jeder Herausgabe der Unterlagen oder Bilder vorab einzeln gefragt werden, ob derjenige einverstanden ist“, so Watzlawzik weiter.

Das sei ein riesiger Aufwand, der so nicht umsetzbar sei. Um dennoch Forschungsbedarf und persönlichen Datenschutz unter einen Hut zu bringen, gibt es nun eine Schranke, die den Zugriff erst nach Erfüllung bestimmter Bedingungen erlaubt.

„Wer Zugriff auf Archivmaterial haben möchte, muss zunächst einen digitalen Benutzerantrag stellen und darin sein Forschungsthema und den Zweck der Archiveinsicht angeben, um zu belegen, dass ein öffentliches Forschungsinteresse höher ist als das individuelle Recht auf Datenschutz oder das sie oder er eigene Informationen einsehen möchten“, erklärt der Kreisarchivar das Prozedere.

Bei Erfolg erhält der Nutzer einen Link und ein Passwort, das ausschließlich für seine Person gilt und eine Einsicht auf die Materialien beschränkt, die man für die Fragestellung braucht. Das Angebot ist für die Nutzer kostenlos. Der gesamte digitale Archivbestand müsse nun nach und nach geprüft werden, um den Datenschutz sicher zu stellen.

Lehre aus Corona

„Wir haben in Zeiten der Pandemie gemerkt, wie wichtig die Digitalisierung für ein Archiv ist“, betont Watzlawzik. „Deshalb arbeiten wir derzeit an einer Prüfung, ob über den digitalen Benutzerantrag auch andere der Unterlagen bereitgestellt werden können, die noch urheberrechtlichen Lizenzen unterliegen.“

Dazu zählten beispielsweise Zeitungsartikel, bei denen durch Autor, Fotograf oder Pressedienst häufig gleich mehrere Rechteinhaber betroffen sind. „Wir sind in Schleswig-Holstein die Gedächtnisinstitution mit dem größten digitalen Angebot.“, streicht der Archivar heraus, „Natürlich ist dadurch der Prüfaufwand entsprechend groß, aber wir arbeiten eifrig an der Freigabe von Archivgut“.

Unterm Strich könnte längerfristig somit sogar wesentlich mehr Material digital abrufbar sein.

Das Archiv sorge für Transparenz und werde nun die vorhandenen Datensätze auf die Kompatibilität mit dem Datenschutz hin prüfen, um bald auch wieder direkten Zugriff auf vieles anbieten zu können.

„Zuerst prüfen wir die Fotos, die Akten werden erst bei einer Anforderung auf die Frage hin untersucht.“ In der Mediendatenbank des Kreisarchivs Stormarn finden sich digitalisierte Fotos, Akten, Pläne, Postkarten, Plakate, Tonaufnahmen, Zeitungsartikel und vieles mehr.

Das Kreisarchiv ist zentrales Gedächtnis und Forschungseinrichtung zur Geschichte Stormarns.