Vordenker der Metropolregion Hamburg hört auf
Rainer Schwark gibt Geschäftsführung der Arbeitsgemeinschaft Hamburg-Rand in jüngere Hände
Seit 1992 hat er die Metropolregion Hamburg und 2006 ihre Geschäftsstelle mit aufgebaut, an Entwicklungskonzepten mitgeschrieben, Strategien, Arbeitsprogramme, Organisationsstrukturen, Satzungen und Vertragswerke entworfen und an vielen Leitprojekten, wie zuletzt dem regionalen Gewerbeflächeninformationssystem, mitgearbeitet.
Von 1994 bis 2002 war er federführend auf Seiten der Kreise an der Neuorganisation und Erweiterung des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) beteiligt: Rainer Schwark, seit Januar 1992 Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) der Hamburg-Randkreise sowie des Vereins Naherholung im Umland Hamburg, geht zum 1. März in die Freistellung der Altersteilzeit, bevor er am 30. April 2022 endgültig aus dem Dienst des Kreises Segeberg ausscheiden wird.
Seine Nachfolgerin ist Dagmar Kilian. Die 41-Jährige gehört bereits seit acht Jahren zum Team der ARGE und kümmerte sich bislang um die Themen Regionalplanung, Siedlungsentwicklung Naturhaushalt und Klimaschutz.
Die Arbeitsgemeinschaft der Hamburg-Randkreise wurde 1960 von den Kreisen Herzogtum Lauenburg, Pinneberg, Stormarn und Segeberg gegründet. 2003 und 2005 traten die Kreise Steinburg und Dithmarschen der Arbeitsgemeinschaft bei, 2012 folgten die Hansestadt Lübeck, die Stadt Neumünster und der Kreis Ostholstein. Gemeinsam unterhalten sie die ARGE-Geschäftsstelle, die beim Kreis Segeberg angesiedelt ist.
„Was ich gemacht habe, ist regionales Kooperationsmanagement“, beschreibt Schwark seine Aufgabe. Die Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft koordiniere die Mitgliedskreise und -städte in allen Angelegenheiten, die die Landesentwicklung und Regionalplanung, die Regionalkooperation Metropolregion Hamburg und ihre Beteiligungen an Organisationen wie dem Hamburger Verkehrsverbund und der Hamburg Marketing GmbH betreffen.
Zu Schwarks Aufgaben gehörte es, Gremiensitzungen sowie Gespräche der Landrät*innen und Oberbürgermeister*innen der Arbeitsgemeinschaft, beispielsweise mit dem Wirtschaftsminister und dem Hamburger Bürgermeister, zu organisieren, die Interessen der Kreise und Städte zu bündeln und etwa gegenüber der Landesplanung Schleswig-Holsteins, in den Facharbeitsgruppen Wirtschaft und Verkehr der Metropolregion oder gegenüber der Hamburg-Marketing GmbH zu vertreten, die die Metropolregion international mit bewirbt.
Ziel seiner Arbeit sei es immer gewesen, Politik und Verwaltungshandeln so zu koordinieren, dass die Bürger*innen und die Wirtschaft möglichst keine Stadt-, Kreis- und Ländergrenzen spüren. „Das ist ein enorm dickes Brett und ein fernes Ideal, das man in der föderalen Grundordnung wohl nie erreichen können wird, dem die regionalen Akteur*innen sich aber zumindest annähern wollen.“
Als größte berufliche Herausforderung beschreibt der Diplom-Volkswirt die Neuorganisation des Hamburger Verkehrsverbundes 1994 bis 1999. Dabei sollten die damaligen Randkreise Gesellschafter der neuen HVV GmbH werden und anteilig das Gesamtdefizit mitfinanzieren, das rund 600 Millionen D-Mark betrug.
„In intensiven Verhandlungen mit Hamburg konnten wir den geforderten Finanzbeitrag deutlich reduzieren und durchsetzen, dass die Busverkehre im Umland ab 2001 ausgeschrieben wurden, was – zusammen mit steigenden Fahrgastzahlen – sehr zur Schonung der Kreishaushalte in den Folgejahren beitrug.“
Viel Freude hatte der gebürtige Kellinghusener an Besuchen in Stadt- und Gemeindeverwaltungen sowie an Gesprächen mit haupt- und ehrenamtlichen Bürgermeister*innen, wobei es um Förderanträge an den Förderfonds HH/SH oder an den Verein Naherholung ging, also um konkrete Infrastrukturprojekte.
„Auf diese Weise lernt man mehr über die Strukturen und Entwicklungstrends in der Region, als wenn man sich nur papiermäßig damit befasst. Ich nenne das ,kommunale Erdung‘. Ich habe die Vielfalt meiner Managementaufgaben nun so lange und intensiv genossen, dass ich sie kaum vermissen werde – glaube ich heute jedenfalls. Was ich absolut nicht vermissen werde, sind die ständigen Terminzwänge“, antwortet der 64-Jährige auf die Frage, was ihm ab dem 1. März fehlen werde.
Er freut sich darauf, jetzt Zeit für andere Aktivitäten zu haben. „Geplant war, diesen Sommer Finnland und Nord-Norwegen zu bereisen. Corona wird uns aber wohl einen Strich durch diesen Plan machen. Meine Frau und ich werden stattdessen jede Möglichkeit nutzen, um mit den Enkeln irgendwo am heimischen Nord- oder Ostseestrand zu campen. Der Wohnwagen ist startklar.“