16.07.2024

Der innovative Kulturfonds geht an das Projekt Fast Fashion Forward Thinking

Auf der Sitzung des Schul-, Kultur- und Sportausschusses am Dienstag, den 9. Juli wurde die Vergabe des diesjährigen Kulturfonds Stormarn – der innovative Kulturpreis bekannt gegeben.

Aus insgesamt 14 Bewerbungen hat eine Jury, bestehend aus politischen Vertreterinnen und Vertretern sowie Fachjuroren, Mitte Juni ein Projekt ausgewählt und dem Ausschuss empfohlen. Der Kreis Stormarn stellt für die Umsetzung des Kulturfonds zum Thema Nachhaltigkeit 10.000 Euro zur Verfügung.

Fast Fashion Forward Thinking – kreativ-kultureller Fokus auf das Thema Mode und Nachhaltigkeit

Konzept In Guter GesellschaftMit dem Projekt „Fast Fasion Forward Thinking“ konnte der in Gründung befindliche Verein „In guter Gesellschaft“ die Jury überzeugen. Zentraler Aspekt des Projekts ist dabei die kreative und kritische Auseinandersetzung mit der Textilindustrie.

„Das Projekt "Fast Fashion Forward Thinking" betrachtet das Thema Nachhaltigkeit mit einem ganzheitlichen Ansatz. Entlang der Wertschöpfungskette, von der Fasergewinnung bis zum Recycling, werden durch die kritische Auseinandersetzung mit Fast Fashion innovative Lösungsansätze für mehr Nachhaltigkeit erarbeitet,“ so Selina Kahle, stellvertretende Vorsitzende des Netzwerks Nachhaltigkeit in Kunst und Kultur (2N2K Deutschland e.V.) und Fachjurorin.

Unter Leitung der Künstlerin Berenike Binder wird das Thema in mehreren Schritten generationsübergreifend angegangen mit dem Ziel der Erarbeitung einer Fashion-Kollektion zum Thema Nachhaltigkeit. Fokussiert werden dabei auch sogenannte „Skill-Swaps“, bei denen eine Generation von der anderen lernt.

Für die Jury vereint das Projekt alle Aspekte der Nachhaltigkeit. In besonders aktueller Thematik werden sowohl ökonomisch, ökologisch als auch soziale Nachhaltigkeitsthemen generationsübergreifend diskutiert und in Form einer kreativ-kulturellen Auseinandersetzung der Gesellschaft präsentiert.

Neben der Lebensdauer von Mode, den Transportwegen dieser konnten vor allem die sozialen Aspekte der Herstellung und des individuellen Umgangs mit dem Konsumverhalten die Jury überzeugen. Durch die Jury hervorgehoben wurde auch das Schafen von Impulsen zu einem bewussten Umgang mit Ressourcen und mit der Schnelllebigkeit von Mode, die vor allem durch online-shopping-Erlebnisse einfach zugänglich ist.

„Als Nachhaltigkeitsberater und damit Teil der Fachjury freue ich mich sehr, dass solche aktuellen Themen wie Fast-Fashion bzw. Ultrafast-Fashion bei unserem Vorschlag berücksichtigt wurden, sind sie doch in mit den Plattformnutzungen der Jugendlichen bei Temu und Shein so präsent wie nachteilig.

Die psychologischen Spielregeln dieser auf kurzfristigen Verbrauch ausgelegten online-shopping-Erlebnisse, schaffen es regelmäßig in die Medien. Hier tut Aufklärung durch aktives Selbermachen und Darstellung der Hintergründe und Absichten not, um unsere Jugendlichen dem nicht schutzlos auszuliefern“, ergänzt Rolff Weinkauff, Inhaber der Frühlicht Beratungs GmbH für Nachhaltigkeit und Umsetzung in Ahrensburg und Teil der Fachjury.

Die Opal-Werke in Reinfeld

Miss Germany Wahl 1966Angesiedelt ist das Projekt in den früheren Räumlichkeiten der Margaritoff & Schaffer Strumpfwerke im alfaPark in Reinfeld. In den 60er Jahre waren die für die Strumpfmarke „Opal“ bekannten Werke nicht nur für die Produktion von Strümpfen zuständig, sondern richteten jahrelang auch die „Miss Germany“-Wahlen aus und besaßen die internationalen Lizenzen für die Wahl zur Miss Europe, Miss World und Miss Universe.

„Besonders hervorzuheben ist die lokale Verortung im ehemaligen Opal-Werk, die einen authentischen Rahmen schafft und den Teilnehmenden einen direkten Bezug zur Modegeschichte und -kultur ermöglicht und somit Tradition und Zukunftsvisionen vereint,“ erläutert Selina Kahle.

Im ersten Teil von „Fast Fashion Forward Thinking“ wird die Geschichte der Textilindustrie an diesem historischen Ort erforscht. Zeitgleich beschäftigen sich die Teilnehmenden aber auch mit dem Werdegang der Mode, recherchieren die Entwicklung von Mode, die Herstellung und Traditionen.

In einem zweiten Schritt wenden sie sich den Kehrseiten der Industrie zu: Wer sind die Leidtragenden der Fast-Fashion-Industrie? Wer die Gewinner? Und welche Rolle spielt dabei der eigene Konsum? Gemeinsam sollen Alternativen zur Fast Fashion, wie beispielsweise Upcycling, Circular Fashion, Slow Fashion oder Kleidertausch, kennengelernt und erprobt werden.

Aus dieser Forschungsarbeit heraus designen und erstellen die Teilnehmenden eine Modekollektion, die sich jeweils kritisch und kreativ mit dem Thema Bekleidung auseinandersetzt. Abschließend werden die Ergebnisse auf einer Modenschau im alfaPark auf exakt der gleichen Wendeltreppe, auf der einst die Wahlen zur Miss Germany ausgetragen wurden, präsentiert.

Auch in diesem Jahr wird das vom Kulturfonds geförderte Projekt vom Stabsbereich Kultur und dem Onlinemagazin StormUnity begleitet. Die Fortschritte des Projekts können alle Interessierten unter www.kultur-stormarn.de mitverfolgen.

10.000 Euro für innovative Ideen zu Kultur und Nachhaltigkeit

Mit der im Jahr 2015 verabschiedeten Agenda 2030 hat sich die Weltgemeinschaft unter dem Dach der Vereinten Nationen zu 17 globalen Zielen für eine bessere Zukunft verpflichtet. Leitbild der Agenda 2030 ist es, weltweit ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen und gleichzeitig die natürlichen Lebensgrundlagen dauerhaft zu bewahren.

Dies umfasst ökonomische, ökologische und soziale Aspekte. Dabei unterstreicht die Agenda 2030 die gemeinsame Verantwortung aller Akteure: Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Zivilgesellschaft – und jedes einzelnen Menschen. Alle 17 globalen Nachhaltigkeitsziele sowie die ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekte des Nachhaltigkeitsbegriffs waren die Grundlage für die Ausschreibung des diesjährigen Kulturfonds.

Der Kulturfonds Stormarn bietet die Möglichkeit, Themen der Transformation kreativ und intersektoral zu bearbeiten. Der innovative Preis zeichnet den Prozess, die Herangehensweise an neue Herausforderungen und den Mut des Experimentierens aus.

Im Fokus steht nicht allein das kreativ-künstlerische Ergebnis, sondern vor allem das Forschungsprojekt oder die kreative Fragestellung: Was kann mit kreativen Methoden, Ideen, Experimenten zu einer positiven Transformation beigetragen werden. Neues soll ermöglicht und eine kreative Herangehensweise angeschoben werden.

Ziel ist, innovative Ansätze zu verstetigen, co-kreative Zusammenarbeit auszubauen und experimentelle Strukturen in den „Regelbetrieb“ zu übertragen.

Die Jury

Politischer Teil der Jury: Kirstin Krochmann, Kulturpolitische Sprecherin und Vorsitzende SKSA für die CDU Fraktion, Friedrich-Eugen Bukow für die SPD Fraktion, Gabriela Späte, Kulturpolitische Sprecherin für FDP Fraktion und Uwe Schreiber, Kulturpolitischer Sprecher für Bündnis 90 Die Grünen.

Fachjury: Katja Ludwig-Awad, Servicestelle Nachhaltigkeit beim Landeskulturverband Schleswig-Holstein e.V. (Juryvorsitz), Selina Kahle, Netzwerk Nachhaltigkeit in Kunst und Kultur (2N2K Deutschland e.V.), Rolf Weinkauff, Nachhaltigkeitsberater und Inhaber der Agentur Frühlicht und Oliver Ruddigkeit, Geschäftsführer Kinderschutzbund Kreisverband Stormarn e.V.

Der Kulturfonds wird unterstützt vom Landeskulturverband Schleswig-Holstein e.V.