Das adlige Gut Blumendorf
Majestätisch präsentiert sich das Blumendorfer Herrenhaus dem Besucher. Jacob Levin von Plessen ließ 1755 das Gebäude errichten, um 1900 wurde es im Neubarock-Stil gestaltet. In den vergangenen Jahren hat es Martin Freiherr von Jenisch umfangreich restaurieren lassen.
Ein Baron bewahrt die Tradition
Das Schloss Blumendorf ist genau genommen gar kein Schloss. Das tut seiner Würde und Schönheit keinen Abbruch.
Bad Oldesloe-Blumendorf - So mancher Stormarner wird schon einmal das Schloss Blumendorf von innen bewundert haben, bei den "Blumendorfer Begegnungen", den Konzerten, die die Stadt viermal im Jahr dort veranstaltet. Auch von der Autobahn aus, wenn man auf der A21 von Süden her auf Bad Oldesloe zufährt, kennt man den schmucken Anblick, wie es da liegt inmitten seines grünen Parkrasens. Der schönste Blick eröffnet sich jedoch, wenn der Besucher durch das Haupttor über den Vorplatz auf das Herrenhaus zu schreitet.
Der Rokokosaal von etwa 1765 mit den prachtvollen Kronleuchtern ist bei Konzerten für die Öffentlichkeit zugänglich.
Streng genommen ist es gar kein Schloss, denn hier hat kein regierender Landesfürst residiert, aber aufgrund seiner Pracht und Schönheit hat sich die Bezeichnung "Schloss" für Blumendorf seit langem eingebürgert. 1755 wurde der zweigeschossige Backsteinbreitbau fertiggestellt, möglicherweise unter Einbeziehung freimaurerischer Elemente. Um 1765 entstand der Rokokosaal, in dem die Konzerte stattfinden. Aus dieser Zeit stammen auch die beiden pavillonartigen Torgebäude am Parkeingang. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Vestibül, die Eingangshalle, klassizistisch gestaltet. Um 1906 erfuhr das Herrenhaus noch einmal einen neubarocken Umbau, es erhielt nun das Türmchen und das jetzige Treppenhaus. In den vergangenen Jahren wurde das Gebäude vollständig renoviert.
Älter jedoch, nämlich aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, sind die beiden lang gestreckten Fachwerkscheunen auf dem Gelände. Eine ist bereits renoviert, die andere vor der Fertigstellung. Martin Freiherr von Jenisch, Eigentümer von Blumendorf, stellt sich vor, sie für Pferdehaltung zu nutzen, die hohen Räume seien klimatisch gut geeignet dafür. Auch wenn die Scheunen für von Jenisch einen kulturellen Wert darstellen und Freude machen, "müssen sie dennoch genutzt werden, sonst sind sie ökonomisch nicht zu halten".
Die festliche Ausstattung im Rokokosaal gibt den passenden Rahmen für die Konzerte der Blumendorfer Begegnungen.
Erst spät war Blumendorf zu einem adligen Gut geworden. Der alte Ortsname leitet sich von "Dorf des Blome" ab, einem Eigennamen, der wohl ebenfalls "Blume" bedeutet. Bis 1635 gehörte das Dorf zum Gut Altfresenburg, als Hans von Buchwald zu Schadehorn ein eigenes adliges Gut daraus machte. Blumendorf wurde zu einem "Walzengut", das oft den Besitzer wechselte. Einer von ihnen, der Freimaurer Jacob Levin von Plessen, baute das heutige Herrenhaus.
1827 ging das Gut an Martin Johann von Jenisch, der damit Blumendorf und Altfresenburg nach fast 200 Jahren wieder in einer Hand vereinte und dessen Familie noch heute beide Güter besitzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam im Blumendorfer Herrenhaus eine Abteilung des Krankenhauses unter, später ein Internat und danach bis vor etwa vier Jahren ein Händler für Stilmöbel. Die Familie von Jenisch wohnte zu dieser Zeit in der umgebauten Orangerie, die sich ebenfalls auf dem Hofgelände befindet.
Nun lebt sie wieder selbst im Herrenhaus. "Es ist mir wichtig, dass erhalten bleibt, was ich von meinem Vater übertragen bekommen habe", sagt Baron von Jenisch. "Ein Gutsbetrieb hat seine Verantwortung und sollte nachfolgenden Generationen als Beispiel dienen, wie so etwas gewachsen ist." Doch sieht er für die Landwirtschaft keine einfache Zukunft voraus, nur aus deren Erlösen allein sei die historische Substanz nicht mehr zu bewahren. Für den Erhalt steuert der Baron deshalb Einkünfte aus seinem Immobiliengeschäft bei.
Bei Fleiß gab es Pachtverlängerung
Prachtvolle Blumenarrangements werden dem Namen Blumendorf gerecht. Heute kann Familie von Jenisch die Terrasse ihres Herrenhauses genießen. Seit etwa vier Jahren wohnt sie wieder selbst im Herrenhaus.
1761 gelangte das Gut Blumendorf an die Familie von Luckner. Ihr entspross später "Seeteufel" Felix Graf von Luckner (1881 - 1966), der als Schriftsteller seiner Seefahrer-Erlebnisse berühmt wurde und das Hamburger Telefonbuch entzweireißen konnte.
1763, zwei Jahre nach Blumendorf, kam auch das Gut Schulenburg in den Besitz von Johann Nicolaus von Luckner. Er selbst endete 1794 in den Wirren der Französischen Revolution in Paris auf der Guillotine. Sein gleichnamiger Sohn hob schon im folgenden Jahr die Leibeigenschaft auf. Jeder Bauer erhielt eine Hofstelle in Pacht, die als Starthilfe für die ersten zwei Jahre zur Hälfte erlassen wurde und in den nächsten fünf Jahren zu einem Viertel.
Der Pachtvertrag belief sich zunächst auf 15 Jahre, doch wurde bei gutem Fleiß eine Verlängerung oder gar Erbpacht in Aussicht gestellt. Der teure Pferdebestand, der für die Erfüllung der Hoftage nötig gewesen war, wurde reduziert, jedes zweite Pferd musste abgeliefert werden. Stattdessen wurde die Rinderhaltung gefördert. 21 Kätner (Lohnarbeiter mit einer eigene Kate) bekamen je ein bis zwei Hektar Land, das für den Unterhalt einer Kuh reichte. Sachverständige betreuten diese Reform, die die wirtschaftliche Situation von 31 ehemals leibeigenen Familien sowie die des Gutsherren maßgeblich verbesserte. Dennoch musste er 1808 das Gut wieder verkaufen.