Das Gut Neverstaven
Das heutige Herrenhaus stammt aus dem Jahr 1920. Es ist einer der jüngsten Bauten auf dem ganzen Gutshof.
Ein Verwalter erzählt vom „Herrn Major“
Auch wenn Neverstaven nur ein Meierhof des Gutes Tralau war – seine Bedeutung braucht es nicht hinter der Mauer zu verstecken.
Travenbrück-Neverstaven – Nähert man sich Neverstaven, fällt zuerst die ungeheure Mauer auf, die den Gutshof an drei Seiten umgibt. Etwa drei Hektar schließt sie ein, stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wie die beiden großen reetgedeckten Wirtschaftsgebäude. Etwas neueren Datums ist das Verwalterhaus, in dem Johann-Heinrich von Groote mit seiner Frau Karin wohnt. Er war Verwalter auf dem Hof, seit dem er 1965 aus Pommern kam, und sieht auf dem Gut noch heute nach dem Rechten.
Im Verwalterhaus, das Major Jenisch 1912 baute, fühlen sich Johann-Heinrich von Groote und seine Frau Karin wohl.
Das Verwalterhaus baute Major Alexander Jenisch – Besitzer auch des Tralauer Gutes. 1920 ließ dieser – nicht zu verwechseln mit dem Freiherr von Jenisch – das heutige Herrenhaus bauen.
Von Groote weiß, wo das alte stand, auch wenn er es selbst nie gesehen hat: inmitten eines heute noch vorhandenen Linden-Rondells. Im Verwalterhaus zeigt er eingebaute Balken des alten Herrenhauses, weiß gekalkt. „In das neue Holz ging der Holzbock rein, in das alte nicht“, erzählt er.
Neverstaven, von dessen Name der Sprachforscher Wolfgang Laur vermutet, dass er „Badestube“ oder „heizbares Gemach“ bedeutet, war früher ein Meierhof des adligen Gutes Tralau. 1855 wurde es rechtlich den adligen Gütern gleich gestellt.
Jenisch, der um 1912 in den Besitz des Gutes kam, vererbte es seiner Tochter Alexandra von Behm, heute besitzt es ihre Verwandte Leonie von Watzdorf-von Behm, Filmregisseurin in Berlin.
Inmitten des Lindenrondells stand das frühere Herrenhaus. Heute wächst hier das Gras eines verwunschenen Parks.
Auch das sieben Häuser zählende Dorf Neverstaven gehört der Familie, ist also immer noch ein reines „Gutsdorf“ und steht ebenso wie das Hofgelände unter Denkmalschutz. Wer viele Jahre auf dem Gut gearbeitet hat, hat dort lebenslang freies Wohnrecht.
Pächter des Gutes ist heute wieder derselbe wie der des Gutes Tralau, Hans-Walter von Schierhorn. „Um 1900 gab es hier schon über 1000 Schweine“, erzählt von Groote. „Jenisch, den alle nur den ,Herrn Major’ nannten, hatte damit nicht so viel zu tun, aber seine Tochter, meine Chefin, hielt wieder je 200 Schweine und Rinder.“ Heute sind Pferde untergebracht.
Stolze Meierhöfe und Vorwerke der Adelsgüter
Das Grab eines Hundes bewacht ein arg verwitterter steinerner Artgenosse.
Neverstaven war früher ein Meierhof des adligen Gutes Tralau. Der Unterschied zwischen einem Meierhof oder Vorwerk und einem adligen Gut besteht nicht in seiner Größe oder Bewirtschaftungsart, sondern dem rechtlichen Status. An das adlige Gut waren besondere Rechte und Pflichten geknüpft, zum Beispiel die Sozialversorgung der Gutsangehörigen. Armenhäuser, Waisenkassen und Stiftungen waren Ausdruck dieser Fürsorge, oft in Zusammenarbeit mit der Kirche. Meist war der Gutsherr auch Patron der örtlichen Kirche. Auf der anderen Seite genossen die adligen Güter Steuererleichterungen.
Als Vorwerk oder Meierhof bezeichnet man einen zu einem adligen Gut oder einem Amt gehörigen, aber ausgelagerten Wirtschaftshof, der auch eine eigene Verwaltung hatte. Bei einer Meierei stand die Milchwirtschaft im Mittelpunkt, bei einem Vorwerk Ackerbau oder Waldwirtschaft. Die beiden Begriffe werden jedoch oft gleichbedeutend verwendet. Manche Vorwerke wurden später durch Verkauf rechtlich selbständig und nicht selten sogar eigene adlige Güter.