Das Gut Rethwischhof
Vom Rethwischer Schloss ist schon lange nichts mehr übrig. Aber auch das 1780 erbaute Gutshaus ist noch herrschaftlich genug, um im Volksmund als "Herrenhaus" bezeichnet zu werden.
Erben eines verschwundenen Schlosses
So mancher Prachtbau nennt sich "Schloss", doch die echten Schlösser in Stormarn sind fast alle dem Erdboden gleich. Auch das in Rethwisch. Gutshöfe zeugen noch heute von dessen Bedeutung.
Bad Oldesloe-Rethwischhof - Die Stormarner Herrenhäuser: Perlen oder Ruinen, berühmt oder versteckt. So lautete das Motto der Serie der Lübecker Nachrichten. Weniger als eine Ruine ist heute eines der ehemaligen "echten" Schlösser in Stormarn. Es ist überhaupt nicht mehr vorhanden, wurde 1764 abgerissen: das Rethwischer Schloss.
In Rethwisch, was einfach "Wiese mit Reet" bedeutet, gab es seit dem späten Mittelalter ein adliges Gut. Später residierten hier kurze 30 Jahre lang die Herzöge von Holstein-Rethwisch, eine Seitenlinie der Herzöge von Holstein-Plön, die überhaupt nur 60 Jahre lang existierte. Herzog Joachim Ernst von Holstein-Plön hatte das neue Fürstentum abgeteilt, aber noch in Personalunion behalten. Bei seinem Tod 1671 wurde die Rethwischer Linie eigenständig unter seinem dritten Sohn gleichen Namens, der 1699 das Schloss erbauen ließ. Der letzte Rethwischer Herzog Johann Adolf starb kinderlos 1729.
Obwohl diese Duodez-Fürsten nur Rethwisch und einige umliegende Dörfer besaßen, zum Beispiel Benstaben, Klein Schenkenberg, Klein Wesenberg und Meddewade, wollten sie standesgemäß residieren und richteten sogar eine "Münze" ein. Über Benstabener Leibeigene wird berichtet, dass sie dort Dienst tun mussten.
Heute sind nur noch eine kleine ungenaue Zeichnung und der Grundriss des Schlosses erhalten, aber nach einer Beschreibung muss es ein Vierflügelbau mit 34 Meter hohem Turm gewesen sein, ähnlich dem Schloss Reinfeld, das das gleiche Schicksal erlitt: Nach Rückfall des kleinen Herzogtums, 1729 an die Herzöge von Holstein-Plön und 1761 an die dänische Krone, wurde es abgerissen, um alle Spuren der kleinen Residenzen zu löschen.
Erhalten aber sind in Rethwischhof das 1780 erbaute Gutshaus für den Nachfolger des landwirtschaftlichen Vorwerkes sowie am Ende der Straße "Zum Amt" das einfache Amtshaus. Bürgerliche Eigentümer erwarben das Gutshaus, das oft nicht ganz korrekt als "Herrenhaus" bezeichnet wird, in wechselnder Folge. Beim letzten großen Umbau 1925 erhielt das Wohngebäude sein heutiges Treppenhaus und einen eingeschossigen Vorbau an der Fassade, der den einstigen Mittelrisalit ersetzte.
Trotz dieser Umbauten ist jedoch der Kern aus dem 18. Jahrhundert für Fachleute zu erkennen, und auch im Inneren gibt es einige Barock-Elemente, zum Beispiel Stuckleisten an der Decke eines Zimmers und eine Rosette. Einige Zierelemente an den Türblättern sowie ein Ofen zeugen von der Gründerzeit, auch ein alter Kamin ist noch vorhanden. Manche "Zimmer" wären eher als Säle zu bezeichnen, zum Beispiel eine "Billard-Halle" im Obergeschoss mit 70 Quadratmetern.
Dieses herrschaftliche Haus steht seit langem leer. Der vorige Eigentümer wollte es stilgerecht herrichten, entfernte alle nicht historischen Elemente wie Raufasertapeten, Fliesen aus den 50er-Jahren und ein Marmorbad, gab aber dann sein Vorhaben auf. Sollte dies ein Nachfolger fortsetzen, könnte er dort bald stilgerecht herrschaftlich wohnen.
Das Haus ist 2023 abgerissen worden.
Das Gut Tralauerholz
In der ehemaligen Meierei von Tralauerholz wohnt heute die Eigentümerfamilie Eggers. Das Herrenhaus steht nicht mehr.
Luxus an Stelle eines „wüst gefallenen“ Dorfes Rethwisch
Tralauerholz - Einst gab es nahe Rethwisch ein Dorf "Wendisch-Tralau", nicht zu verwechseln mit Tralau in der Gemeinde Travenbrück. Es wird 1433 urkundlich genannt als "wüst gefallen", existierte da also schon nicht mehr. Der wohl zu ihm gehörige Waldbesitz "Tralauerholz" taucht allerdings ab 1739 in den Urkunden als Vorwerk des Rethwischer Schlosses auf. 1746 wurde es wie sechs andere Vorwerke niedergelegt und in Erbpacht vergeben. Ein "Herrenhaus" (die Bezeichnung ist somit nicht korrekt) aus dem 19. Jahrhundert stand bis in die 1960er-Jahre. Fotos aus dem Jahr 1910 zeigen eine prunkvolle Ausstattung. "Es gab viele Feste, Jagdausflüge und Treffen mit den anderen Gutsbesitzern. Die Gäste kamen mit Pferden und Kutschen und brachten ihre Knechte mit, die so lange draußen auf die Pferde aufpassen mussten, wie ihre Herrschaften drinnen feierten", erinnert sich der Sohn eines Bediensteten Wolfgang Johne. Besitzerin Ruth Müller-Gülich ließ das Haus schließlich abreißen, weil der Unterhalt zu teuer wurde. Heute nutzt Gutsbesitzer Peter Eggers die ehemalige Meierei als Wohnhaus.