Das adlige Gut Tralau
Auch das Tralauer Herrenhaus ließ Major Jenisch erbauen - 1894 in einer Verbindung aus kopierter Renaissance und Jugendstil. Heute ist es der Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich.
Märchenschloss mit Lupos Turm
Travenbrück-Tralau - Auf der Suche nach einem Märchenschloss? Es gibt tatsächlich eines im Kreis Stormarn: eine Mischung aus Neuschwanstein, schottischem Gespenster-Castle und Lupos Turm aus Fix-und-Foxi. Oder fachkundig beschrieben: eine Verbindung von kopierter Renaissance und Jugendstil. Erbaut hat das Herrenhaus Tralau - denn es ist kein Schloss im strengen Sinn - Major Alexander Jenisch im Jahr 1894. Es sollte wohl eine repräsentative Sommervilla darstellen.
Die spätgotische "Tralauer Madonna" zierte die 1870 abgerissene Guts-Kapelle.
Tralau lag wie Nütschau am "Sachsenwall", auch eine frühgeschichtliche Burganlage ist nachgewiesen. Der Ort ist nach einem Eigennamen "Ort des Tral" benannt, im 12. Jahrhundert wird ein "Gut Treola", später "Tralowe" erwähnt. Spätestens seit dem 14. Jahrhundert existierte im Garten eine Kapelle mit Familiengruft, die bis 1870 Bestand hatte und erstaunliche Kunstschätze beherbergte: Der "Tralauer Altar" von 1690 wurde später in den inzwischen nicht mehr vorhandenen Barockaltar der Oldesloer Peter-Paul-Kirche integriert und ziert heute die Kirche im Ort Tralau. Diesem 1961 erbauten Gotteshaus vererbte die alte Kapelle auch eine Glocke mit kyrillischer Inschrift. Eine spätgotische "Tralauer Madonna" (vor 1500) hängt noch heute im Altarraum der Peter-Paul-Kirche.
1647 erwarb Heinrich Rantzau das Gut, seine Familie behielt es bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Der anschließende Käufer, Johann von Kospoth, begehrte vor allem die Tralauer Saline, die seit dem Ende des 16. Jahrhunderts betrieben wurde. Doch die Stadt Lüneburg erhielt 1712 die Rechte des Alleinhandels mit Salz, und mit der Tralauer Saline ging es bergab. 1748 wurde sie geschlossen.
1932 kaufte der Kunstmaler Otto Graf Kerssenbrock das Gut, seine Familie besaß es bis vor etwa zwei Jahren. Sie nahm nach dem Krieg, in dem der Prunkbau als Flüchtlingslager diente, umfangreiche Restaurierungen vor und stellte ein 300 Jahre altes Inspektorenhaus wieder her, das viel eher dem Stil der adligen Güter entspricht als das Haupthaus, das später zeitweise ein Seniorenheim beherbergte.
Heute ist das Märchenschloss der Öffentlichkeit wieder verborgen. Der jetzige Besitzer bittet darum, das Gelände nicht zu betreten, da wegen Renovierungsarbeiten Unfallgefahr bestehe.