Ausstellungsreihe "Im Licht des Nordens"

"Die höchste Schönheit des Himmels"
Das Worpsweder Künstlerpaar Fritz und Hermine Overbeck zu Gast in Ahrensburg

12. August bis 30. September 2012 
Doppelausstellung im Kulturzentrum Marstall und im Schloss Ahrensburg im Rahmen der neuen Reihe "Im Licht des Nordens"

"Im Licht des Nordens" - so lautet der Titel der neuen Ausstellungsreihe, die die damalige Kreiskulturreferentin Dr. Friederike Daugelat ins Leben gerufen hatte. Unter diesem Motto sollen künftig Werke von Künstlern vergangener Epochen aus Norddeutschland oder Skandinavien als Ergänzung zu den zeitgenössischen Ausstellungen in Ahrensburg präsentiert werden.

Zum Auftakt war das Worpsweder Künstlerpaar Fritz und Hermine Overbeck zu Gast im Kulturzentrum Marstall und im gegenüberliegenden Schloss Ahrensburg. Die Ausstellung fand in Kooperation mit dem Overbeck-Museum in Bremen statt, das Friederike Daugelat selbst mehrere Jahre geleitet hat. Begleitend zur Ausstellung bot ein umfangreiches Rahmenprogramm vielfältige Begegnungsmöglichkeiten mit dem Malerpaar Overbeck.

Alle Informationen dazu finden Sie im Rahmenprogramm.

Fritz Overbeck (1869 - 1909) gehörte zu den Gründungsvätern der Künstlerkolonie Worpswede nahe Bremen. Zusammen mit Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Heinrich Vogeler und Hans am Ende hat er wesentlich zum Ruhm des Malerdorfs im Teufelsmoor beigetragen und die Gruppe überregional bekannt gemacht.

Fritz Overbeck: Rosenweg, Öl/Leinwand, 1908

Fritz Overbeck: 
Rosenweg, 
Öl/Leinwand, 1908

Seit ihrem großen Durchbruch im Jahr 1895 auf einer Ausstellung im Münchner Glaspalast zählten die jungen Männer, die in der Tradition der Freilichtmaler aus Barbizon standen, zu den gefragtesten Malern in Deutschland.

Gerade die Arbeiten von Fritz Overbeck zeichnen sich durch ihre große Vielfalt in Themen, Techniken und Farbwirkungen aus, so dass sie auch heute nach über 100 Jahren noch einen lebendigen Eindruck der Landschaften aus Worpswede, Bremen oder Sylt vermitteln können.

In der Runde seiner Malerfreunde galt Overbeck schon bald als der "Worpsweder Wolkenmaler", ihn faszinierte "die höchste Schönheit des Himmels" ("Brief aus Worpswede", 1895), die er gerade auf seinen frühen Bildern immer wieder eingefangen hat.

Als Overbeck 1905 die Künstlerkolonie am Weyerberg verließ, war er der erste der Gruppe, der sich eine neue Wirkstätte suchte. Der Umzug in den Bremer Norden brachte ihm gleichzeitig einen künstlerischen Neuanfang: Seine Farbpalette frischte auf, er wandte sich aktuellen Strömungen wie dem Impressionismus oder dem Pointillismus zu und suchte nach neuen Motiven.

An seine Worpsweder Jahre dachte er gern zurück, aber er freute sich auch auf neue Herausforderungen: "Ich bin nicht sentimental", beschrieb er nach seinem Weggang aus Worpswede seine geistige und künstlerische Haltung. Die Werke aus den folgenden Jahren bis zu seinem frühen Tod 1909 - Fritz Overbeck starb im Alter von nur 39 Jahren überraschend an einem Hirnschlag - zeichnen ein eindrucksvolles Bild seines modernen Kunststils.

Fritz Overbeck: Hermine in blauer Malschürze, Öl/Karton, nach 1905

Fritz Overbeck: 
Hermine in blauer Malschürze, 
Öl/Karton, nach 1905

Hermine Rohte (1869 - 1937) kam 1896 als Schülerin zu Fritz Overbeck, nachdem sie in München Werke der Worpsweder gesehen hatte und sogleich von der Pleinair-Malerei fasziniert war.

Als eine der wenigen Frauen im ausgehenden 19. Jahrhundert hatte sie sich einen Platz an der Münchner Damenakademie erkämpft. Ihren wahren Lehrer fand sie jedoch in Fritz Overbeck, mit dem sie sich nach nur drei Monaten in Worpswede verlobte.

Die Eheschließung war für Hermine Overbeck-Rohte nicht frei von persönlichen Konflikten. Obgleich sie die Gemeinschaft mit Fritz Overbeck herbeisehnte, sah sie gleichzeitig doch ihre eigene Kunst in Gefahr, denn mit der Heirat begannen ihre Pflichten als Hausfrau und Mutter. 1897 wurde der Sohn Fritz Theodor geboren, 1903 die Tochter Gerda.

Obwohl Hermine Overbeck-Rohte an Lungentuberkulose erkrankte, gab sie ihre Malerei nie ganz auf. Sie blieb jedoch zeitlebens im Schatten ihres Mannes und stellte ihre künstlerische Produktion mit seinem Tod fast vollständig ein, auch wenn sie ihren Mann um fast 30 Jahre überlebte.

Hermine Overbeck-Rohte: Worpsweder Kirche, Öl/Karton, 1896/97

Hermine Overbeck-Rohte: 
Worpsweder Kirche, 
Öl/Karton, 1896/97

Erst nachdem sie 1937 an den Folgen eines Verkehrsunfalls gestorben war, entdeckten ihre Kinder im früheren Atelier Fritz Overbecks einen Stapel von über 200 Studien von der Hand Hermine Overbeck-Rohtes. Sie zeigt sich dort als eigenständige Malerin, die ebenso wie Fritz Overbeck modernen Strömungen gegenüber aufgeschlossen war, und die ihrem Mann nicht nur eine geschätzte Lebenspartnerin war, sondern ihm oft auch künstlerisch auf Augenhöhe begegnete.

Im Rahmen einer großen Retrospektive des Overbeck-Museums im vergangenen Jahr mit dem Titel "Deine Frau, Dein Freund, Dein Kollege, Dein Alles" konnte die Rolle Hermine Overbeck-Rohtes erstmals überregional gewürdigt werden. Ihre Werke erfreuen sich wachsender Beliebtheit und sind nun zum ersten Mal gemeinsam mit den Arbeiten ihres Mannes in Stormarn zu sehen.

Die Ausstellung im Marstall zeigt einen Querschnitt der schönsten norddeutschen Ölbilder des Malerpaars. Parallel präsentiert das Schloss Ahrensburg in einer Kabinettausstellung eine Auswahl an Radierungen Fritz Overbecks. Overbeck hatte im Kreise der Worpsweder einen hervorragenden Ruf als Radierer.

Fritz Overbeck: Torfstich, Radierung, 1893

Fritz Overbeck: 
Torfstich, 
Radierung, 1893

Die Druckplatten aus seinem Werk sind jedoch nicht erhalten: Bei einem Bombenangriff im Jahr 1944 wurde die Kunstdruckerei Felsing in Berlin zerstört, wo die Platten verwahrt wurden. Erst bei einer Nachlasssichtung im Jahr 1990 wurde der sensationelle Fund von zwei Platten gemacht. Alle restlichen Vorlagen sind vernichtet, was den besonderen Wert der ausgestellten Radierungen unterstreicht.

Für beide Ausstellungsteile gibt es ein Kombiticket zum Preis von 6 Euro, das im Marstall und im Schloss Ahrensburg erhältlich ist. Die Präsentationen werden außerdem von einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm begleitet, das mit Zitaten aus dem Briefwechsel der Overbecks spielt und unter Federführung von Dr. Friederike Daugelat entstanden ist. Dank für die Unterstützung geht dabei auch an Dr. Dagmar Lekebusch, Anne Pfennig und Dr. Katja Pourshirazi.

Adressen, Öffnungszeiten, Preise

12. August bis 30. September 2012 
Doppelausstellung im Kulturzentrum Marstall und im Schloss Ahrensburg im Rahmen der neuen Reihe "Im Licht des Nordens"

Marstall Ahrensburg

Ölbilder von Fritz und Hermine Overbeck 
Kulturzentrum Marstall am Schloss Ahrensburg
www.marstall-ahrensburg.de 
Lübecker Straße 8 
22926 Ahrensburg

Radierungen von Fritz Overbeck 
Schloss Ahrensburg 
www.schloss-ahrensburg.de 
Lübecker Straße 1 
22926 Ahrensburg

Schloss Ahrensburg

Gemeinsame Öffnungszeiten: 
Täglich außer Montag und Freitag von 11 bis 17 Uhr

Kombiticket für beide Ausstellungsteile: 6 Euro 
Einzelpreise: Kulturzentrum Marstall 3 Euro, Schloss Ahrensburg 5 Euro

Anfahrt:
Ahrensburg liegt vor den Toren Hamburgs. Mit dem Auto erreichen Sie die Ausstellung über die A1 (Hamburg-Lübeck), Ausfahrt Ahrensburg bzw. über die B75. Bei Anreise mit dem Zug nehmen Sie die Regionalbahn vom Bahnhof Lübeck oder dem Hamburger Hauptbahnhof.

Logo Overbeck-Museum

Die Ausstellung erfolgt in Kooperation mit dem Overbeck-Museum Bremen.

Bildnachweis: Overbeck-Museum Bremen und Kreisarchiv Stormarn.

Im Kulturzentrum Marstall erläutern qualifizierte Aufsichtskräfte auf Wunsch gern die Bilder der Ausstellung. Zusätzlich werden Kataloge und Postkarten angeboten. Auf Hörstationen läuft begleitend der Briefwechsel von Fritz und Hermine Overbeck in der Hörbuchfassung, die ebenfalls zum Verkauf steht. Weitere Informationsmaterialien ergänzen das Programm.

Das Faltblatt und das Plakat zur Ausstellung finden Sie hier zum Download: 
Faltblatt - Plakat