Der Kreis Stormarn liest ein Buch
2012: "In Zeiten des abnehmenden Lichts"
Entdecken Sie Stormarns schönste Seiten!
Im Frühjahr 2012 stand der Kreis Stormarn ganz im Zeichen der Literatur: Vom 23. April bis zum 13. Mai ging das Projekt "Der Kreis Stormarn liest ein Buch" in Kooperation mit dem Rowohlt-Verlag erstmals an den Start. Mittelpunkt war dabei Eugen Ruges DDR-Roman "In Zeiten des abnehmenden Lichts", für den der Autor im Oktober mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde.
Auch die Stormarner hatte dieses Werk überzeugt - in einer kreisweiten Abstimmung konnten Literaturfans im Vorfeld der Aktion darüber entscheiden, welches Buch nun in der ganzen Region gelesen werden soll. Ruges Debütroman konnte sich mit knapp 50% der über 2.700 abgegebenen Stimmen vor dem Regionalkrimi "Toter geht's nicht" von Dietrich Faber und dem Jugendbuch "Painting Marlene" von Sabine Ludwig durchsetzen.
Die Begeisterung für das Projekt hatte auch bei der weiteren Planung nicht nachgelassen: Unter der Federführung der damaligen Kreiskulturreferentin Dr. Friederike Daugelat, die die Aktion ins Leben gerufen hatte, war ein vielfältiges Programm entstanden, das mit rund 80 Veranstaltungen an über 20 Orten zu spannenden literarischen und historischen Begegnungen einludt - von öffentlichen Buchbesprechungen und Literaturkursen über Filmabende und Ausstellungen bis zu kulinarischen Angeboten.
Viele Initiativen und Einrichtungen im Kreis Stormarn hatten das Projekt mit eigenen Beiträgen gestaltet. Bibliotheken, Volkshochschulen, Archive und Kulturkreise, aber ebenso auch Privatpersonen hatten die Idee des gemeinsamen Lesens aufgegriffen und gleichzeitig Veranstaltungen entwickelt, die sich mit den Themen des Buches rund um das Leben in der ehemaligen DDR auseinandersetzten. Das ganze Programm auf einen Blick finden Sie hier:
Programmübersicht
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So berichtete zum Beispiel der Fotograf Harald Schmitt von seinen Erlebnissen als stern-Korrespondent in der DDR, Plakatausstellungen und Kinoabende beleuchteten das dortige Filmschaffen oder das Leben in einem kommunistischen Staat, und Dr. Ulrich Mählert von der Stiftung zur Aufbereitung der SED-Diktatur, Berlin, sprach in Stormarn über die Geschichte der Mauer.
In Diskussionsrunden, z.B. mit dem Chef des Hamburger Literaturhauses Dr. Rainer Moritz, lernten Besucher verschiedene DDR-Romane kennen, der Leiter des Lübecker Buddenbrookhauses ging der Frage nach, ob "In Zeiten des abnehmenden Lichts" zu Recht als die ostdeutschen Buddenbrooks gehandelt wird und Zeitzeugen erzählten von ihren Erfahrungen im geteilten Deutschland.
Wer dabei noch Aufklärungsbedarf bei den historischen Hintergründen oder typisch ostdeutschen Redewendungen hatte, dem boten wir hier Hilfestellung an: In einem Dossier, erarbeitet von Marion Graefe und technisch umgesetzt von Christoph Schmidt, werden unterschiedliche Begriffe aus dem Familienroman erklärt und durch anschauliche Beispiele wie Fotos, Klangproben oder Filme illustriert:
"Ruge-Dossier"
Zur Vorbereitung boten außerdem verschiedene Volkshochschulen und Dozenten im Kreis eine Einführung in das Werk an. Noch genauer hinter die Kulissen schauen konnte man bei einem exklusiven Publikumsgespräch im Rowohlt-Verlag: Am 3. Mai berichtete Eugen Ruges Lektorin Katja Sämann von der Entstehung des Buches und gewährte zusammen mit Rowohlt-Geschäftsführer Peter Kraus vom Cleff seltene Einblicke in den Literaturbetrieb.
Darüber hinaus forderte natürlich eine Vielzahl von Lesungen zu einer Auseinandersetzung mit "In Zeiten des abnehmenden Lichts" auf, gern auch an ungewöhnlichen Orten, z.B. in der Grönwohlder Hausbrauerei, in Künstlerateliers, Museen oder Open Air. Eine eigene Reihe griff eine Besonderheit des Romans auf: Eugen Ruge schildert in einem zentralen Kapitel, das insgesamt sechsmal wiederkehrt, den 90. Geburtstag des Familienoberhauptes kurz vor der Wende am 1. Oktober 1989 aus unterschiedlichen Perspektiven.
Diese Struktur spiegelte sich in den Lesungen unter dem Titel "Der 90. Geburtstag" wider. Im Mittelpunkt stand hier jeweils eines der sechs Kapitel, und wie diese Abschnitte durch den Roman wandern, so wanderten auch die Lesungen durch Stormarn - von Barnitz nach Ahrensburg, von Hoisdorf nach Ammersbek. Prominente Leser wie Landrat Klaus Plöger oder die Schauspielerin Marleen Lohse liehen den Protagonisten des Buchs ihre Stimme und ergänzten die Geburtstagsgeschichten oftmals um weitere interessante Auszüge aus dem Werk.
Und natürlich kam der Autor selbst ebenfalls nach Stormarn: Eugen Ruge las am 8. Mai im Schloss Reinbek aus dem Roman und stellte sich nach einer Einführung seiner Lektorin den Fragen des Publikums.
Auch an junge Leser war gedacht: Die Aktion "Der Kreis Stormarn liest ein Buch" startete mit einer eigenen Kinderbuchwoche rund um das Werk "Volles Risiko" von Ulli Schubert. Vom 23. bis 27. April war der Hamburger Autor jeden Tag vor Ort und las an verschiedenen Grundschulen und in der Glinder Stadtbücherei aus seinen Geschichten vom Fußballinternat am Meer. Anpfiff war stilecht auf einem Fußballplatz bei einer großen Auftaktveranstaltung für 100 Schüler in Bad Oldesloe - und im Laufe der Lesewoche wurde sogar noch ein Überraschungsgast aus der Fußballwelt erwartet.
Die Sparkassen-Stiftung Stormarn verloste zusammen mit dem Rowohlt-Verlag 125 Buchpakete mit Werken von Ulli Schubert. Weitere Informationen finden Sie hier.
Der Kreis Stormarn liest ein Buch - Sie lasen mit: Im April und Mai konnten Sie in der ganzen Region und sogar darüber hinaus den Werken von Ulli Schubert und Eugen Ruge begegnen.
Entdeckten Sie Stormarns schönste Seiten und besuchten Sie die Ausstellung des Kunstkreises Bargteheide oder einen Literaturgottesdienst, genossen Sie eine Lesung mit Gesangseinlage oder ein literarisches Dinner, und verbanden Sie einen Museumsbesuch mit einer poetischen Begegnung. Begleitend zu dem Projekt "Der Kreis Stormarn liest ein Buch" startete die Stormarn-Redaktion des Hamburger Abendblattes außerdem die Aktion "Der Kreis Stormarn schreibt ein Buch" und rief die Leser dazu auf, selbst zu Schriftstellern zu werden.
"Der Kreis Stormarn liest ein Buch" - das abwechslungsreiche Programm ließ Literatur in vielfacher Weise lebendig werden. Allen Unterstützern, Kooperationspartnern und Förderern sei herzlich gedankt für ihr Engagement.
Vorstellung der beiden Bücher und Autoren:
Eugen Ruge: "In Zeiten des abnehmenden Lichts"
Eugen Ruge zeichnet in seinem Roman die wechselvolle Geschichte einer deutschen Familie nach - von den Jahren des Exils bis ins Wendejahr 89 und darüber hinaus. Sie führt von Mexiko über Sibirien nach Ostberlin, über die Gipfel und durch die Abgründe des 20. Jahrhunderts. So entsteht ein weites Panorama, ein großer Deutschlandroman, der Geschichte als Familiengeschichte erlebbar macht: groß durch seine menschliche Reife, seine Genauigkeit, seinen Humor.
Drei Generationen stehen im Mittelpunkt: Die Großeltern, noch überzeugte Kommunisten, kehren Anfang der 50er Jahre heim in die junge DDR, um dort ihren Anteil am Aufbau der neuen Republik zu leisten. Ihr Sohn, als junger Mann nach Moskau emigriert und später nach Sibirien verbannt, tritt die Reise vom anderen Ende an: Er kehrt mit seiner russischen Frau zurück in eine Kleinbürgerrepublik, an deren Veränderbarkeit er weiterhin glauben will.
Dem Enkel indes wird die Wahlheimat von Eltern und Großeltern zusehends zu eng - bis er, ausgerechnet am neunzigsten Geburtstag des Patriarchen, in den Westen geht. Die Strahlkraft der politischen Utopie scheint sich von Generation zu Generation zu verdunkeln: Es ist die Zeit des abnehmenden Lichts.
Eugen Ruge
Eugen Ruge, 1954 in Soswa (Ural) geboren, studierte Mathematik an der Humboldt-Universität und wurde wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für Physik der Erde. Er war beim DEFA-Studio für Dokumentarfilm tätig, bevor er 1988 aus der DDR in den Westen ging. Seit 1989 arbeitet er hauptberuflich fürs Theater und für den Rundfunk als Autor und Übersetzer. 2009 wurde Eugen Ruge für sein erstes Prosamanuskript In Zeiten des abnehmenden Lichtsmit dem Alfred-Döblin-Preis ausgezeichnet. Nach der Veröffentlichung des Romans im September 2011 im Rowohlt-Verlag folgte der aspekte-Literaturpreis für das beste deutschsprachige Debütwerk. Im Oktober 2011 wurde Eugen Ruge schließlich für In Zeiten des abnehmenden Lichts mit dem Deutschen Buchpreis geehrt
Ulli Schubert: "Volles Risiko"
Ein "Tag der offenen Tür" steht an in der Fußballschule am Meer. Die Nachwuchskicker sollen Eltern und anderen Interessierten zeigen, was sie können. Finn ist von dieser Idee gar nicht begeistert - nicht weil er nichts kann, sondern weil er seine Eltern, vor allem seinen Vater, am liebsten nie wieder sehen würde.
Tatsächlich kommt es zum Eklat, und Finns Vater droht, den Geldhahn zuzudrehen. Finn ist am Boden zerstört. Aber so schnell geben sich seine Fußball-Freunde nicht geschlagen. Sie organisieren ein besonderes Freundschaftsturnier, bei dem Finn zeigen kann, was er alles gelernt hat. Doch ob damit seine Zukunft an der Fußballschule am Meer gerettet ist?
Ulli Schubert
Ulli Schubert lebt in Hamburg und ist Experte in Sachen Fußball. Als Kind spielte er selber begeistert, heute fiebert er vor allem mit dem FC St. Pauli. Bevor er Schriftsteller wurde, jobbte er in vielen Berufen: Er arbeitete als LKW-Fahrer, als Liegewagenschaffner und als Sportreporter, bevor er schließlich Erzieher wurde. Seit 1991 schreibt er sehr erfolgreich Kinder- und Jugendbücher.
Pressemitteilung vom 14.5.2012: Lesen verbindet: Positive Bilanz der ersten kreisweiten Literaturtage
Das Projekt "Der Kreis Stormarn liest ein Buch" ist eine Initiative der damaligen Kreiskulturreferentin Dr. Friederike Daugelat in Kooperation mit dem Rowohlt-Verlag, gefördert von der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn, der Sparkassen-Stiftung Stormarn, der Stiftung Erwin Baer und dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels (Region Norddeutschland).